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Depression, eine Stoffwechselerkrankung

23.11.1999

Depressionen und Angsterkrankungen sind medizinische Erkrankungen und keine Befindlichkeitsstörungen, deshalb muß ein Umdenken erfolgen. So eröffnete Prof. Dr. Siegfried Kasper, Univ. Klinik für Psychiatrie in Wien, eine Fortbildung der Firma Sanofi-Sythelabo über duale Antidepressiva im Stift Klosterneuburg Anfang November.

"Depletionsuntersuchungen zeigten, daß die Serotonin- und Noradrenalindepletion Depressionssymptomatik auslöst. Auch SPECT und PET deuten auf eine Stoffwechselstörung hin, Depressive haben links frontal ein hypoaktives Areal. Ich erkläre meinen Patienten ihre Krankheit und den Einfluß der Medikamente am Hirnmodell." Noradrenalin ist vor allem für die Vigilanz, Serotonin für den Impuls und Dopamin für den Antrieb verantwortlich.

Therapeutisch stehen selektive Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer, trizyklische Antidepressiva und duale Antidepressiva zur Verfügung. Letztere sind selektive Serotonin- und Noradrenalin-Wiederaufnahme-Hem- mer und schwächen den Gebrauch an trizyklischen Antidepressiva ab. "Milnacipran, ein duales Antidepressivum, führt, auch wenn es in suizidaler Absicht in höheren Dosierungen eingenommen wird, nicht zum Tod. Wenn depressive Patienten hingegen die Medikamentenration an trizyklischen Antidepressiva von einigen Wochen schlucken, ist das tödlich," so Kasper.

Auch Lichttherapie zeigt Erfolge Weiters könne bei leichteren Formen von Depressionen das nebenwirkungsarme Johanniskraut zum Einsatz kommen. In unseren Breiten mit wenig Sonnentagen zeige auch die Lichttherapie Erfolge. Die transcranielle Magnetstimulation und die Psychotherapie stellen adjuvante Therapien dar. Nicht jeder Patient benötige sowohl Psychotherapie als auch Pharmakotherapie.

Prof. Dr. Stuart Montgomery aus London präsentierte anschließend Daten über Milnacipran, einen selektiven Serotonin- und Noradrenalin-Wiederaufnahme-Hemmer mit einer ausgeglichenen Wirkung auf beide Komponenten. Die Bioverfügbarkeit beträgt 85 Prozent. In einer Studie wurden über acht Wochen zweimal 25 Milligramm, zwei mal 50 Milligramm oder zwei mal 100 Milligramm Milnacipran verabreicht. In der Gruppe mit zwei mal 25 Milligramm fand sich kein Unterschied zur Kontrollgruppe mit Placebo. Die beiden anderen Dosierungen zeigten eine gute Wirksamkeit, allerdings verursachte zwei mal 100 Milligramm deutlich mehr Nebenwirkungen.

Montgomery: "Weiters wirkt die Substanz auch bei älteren Patienten gut, was eine Studie mit einem Altersdurchschnitt der Erkrankten von 74,1 Jahren ergab." Milnacipran hat keine sedierende Wirkung. Die Fahrtauglichkeit wird nicht beeinflußt.

Keine Interaktionen "Es finden sich keine Interaktionen mit Benzodiazepinen, Neuroleptika oder Alkohol und keine signifikante Beeinträchtigung des Schlafs und Gewichts. Sexuelle Dysfunktionen treten fast nicht auf," so Montgomery. Vorsicht sei geboten bei Patienten mit erhöhtem Risiko für Blasenobstruktion, da sieben Prozent der Patienten unter Therapie aufgrund sympathischer Stimulation unter Dysurie litten.

Männer mit benigner Prostatahypertrophie müssen daher unter Milnacipran genau observiert werden. Montgomery: "Ebenso müssen wir bei Patienten mit kardialen Zusatzerkrankungen berücksichtigen, daß mit Digitalis hämodynaschische Interaktionen auftreten können. Bei Niereninsuffizienz ist eine Dosisanpassung von Milnacipran erforderlich."

© medizin.at / ÄRZTEWOCHE

 

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