Eine neue Studie unter Heranwachsenden in New York zeigt: Bei Opfern von Mißbrauch in der Kindheit erhöht sich das Risiko, an Depressionen zu erkranken oder Selbstmordversuche zu verüben, um mehr als das Dreifache.
Die in der Dezemberausgabe des "Journal of the American Academy of Child and Adolescent Psychiatry" publizierte Studie eines Forscherteams unter der Leitung von Dr. Jocelyn Brown, Professorin in der Abteilung für Pädiatrie an der Columbia University (NY) untersuchte die Fälle von 639 Jugendlichen aus dem Staat New York, von denen 81 eine durch Mißbrauch oder Vernachlässigung belastete Kindheit hatten.
36% der sexuell Mißbrauchten entwickelten Symptome depressiver Störungen, während die Opfer anderer Formen von Mißhandlungen mit einer 25%igen Wahrscheinlichkeit depressiv wurden.
Ein Drittel der sexuell Mißbrauchten verübte Suizidversuche, während die Rate bei körperlich Mißhandelten bei 16% lag.
Im Gegensatz dazu ergab die Studie, daß nur 6% der in ihrer Kindheit keiner Form des Mißbrauchs Ausgesetzten Selbstmordversuche verübte. Speziell bei sexuellem Mißbrauch ist damit das Selbstmordrisiko um um das Sechsfache erhöht; die Gefahr, daß Suizidversuche wiederholt werden, ist 8mal so hoch wie bei nicht sexuell mißbrauchten Kindern.
Die offiziellen Quellen ebenso wie die Eigenangaben der Befragten zeigten bemerkenswerterweise die größere Bereitwilligkeit depressiver Personen, über physischen oder sexuellen Mißbrauch zu sprechen.
Die Forscher fanden zudem heraus, daß das Auftreten von Selbstmordversuchen vor allem in der Pubertät und der Zeit des Heranwachsens gehäuft war, da "die Zeit des Heranwachsens eine Phase größter Verwundbarkeit für sexuell mißbrauchte Jugendliche darstellt, die charakteristisch häufiger zu wiederholten Selbstmordversuchen neigen."
Und weiter: "In diesem Zusammenhang wichtige Faktoren wie z.B. familiäre Konflikte oder Gesetzesverstöße sollten in die Behandlung der depressiven bzw. selbstmordgefährdeten Jugendlichen einbezogen werden", sind die Forscher überzeugt: Eheschwierigkeiten der Eltern, Mangel an Zuwendung und Einflüsse des sozialen Umfeldes wie Abhängigkeit von öffentlichen Wohlfahrtseinrichtungen oder andere sozioökonomische Begleitumstände scheinen zu Depression und Selbstmordgefährdung beizutragen.
Die klinische Untersuchung depressiver und suizidaler Jugendlicher sollte demnach verstärkt nach möglichen Mißbrauchserlebnissen suchen, schließen die Forscher, wobei künftige Studien die verschiedenen Charakteristiken von Mißbrauch, wie etwa Beziehungsverhältnisse, Dauer, Häufigkeit und Schwere des Mißbrauchs fokussieren sollten. Kliniker sollten weiters bei Patienten auf unterschiedliche Formen von Mißbrauch achten.
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