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Neuer Test bei Multiple Sklerose weist früh auf Läsionen im Gehirn hin

21.12.1999

Amerikanische Neurologen haben eine neue Testmethode entwickelt, die frühzeitig auf MS-Läsionen im Gehirn hinweist. Solche Läsionen korrelieren mit einem Fortschreiten der Erkrankung.

Mit der Diagnose einer schubförmig remittierenden Multiplen Sklerose beginnt für die meisten Patienten eine ungewisse Zukunft. Etwa die Hälfte von ihnen wird einen sekundärprogredienten Krankheitsverlauf entwickeln. Bei wem das der Fall ist, und wann diese Verschlimmerung eintritt, ist jedoch ungewiss.

Die US-Forscher haben in ihrer Untersuchung die kernspintomographischen Daten von insgesamt 140 MS-Patienten in einem frühen Krankheitsstadium ausgewertet, die an einer doppelblinden, placebokontrollierten Studie mit ss-IFN-1a (Avonex(R)) teilgenommen haben. Die Patienten wurden dabei zwei Jahre lang entweder einmal wöchentlich mit sechs Millionen Einheiten ss-IFN-1a behandelt, oder sie erhielten Placebo. In dieser Zeit wurden zudem zur Kontrolle regelmäßig kernspintomographische Aufnahmen (MRT) gemacht.

Um genauere Aussagen über die destruktiven Prozesse im Gehirn zu erhalten, verwendeten die Neurologen eine spezielle Technik für die Analyse der Aufnahmen. Aus den MRT-Daten wird dabei die Brain Parenchymal Fraction (BPF) berechnet. BPF ist definiert als das Verhältnis des Volumens an parenchymalem Gehirngewebe zum Gesamtvolumen des Gehirns. Je niedriger die Werte, desto ausgeprägter ist die Atrophie. Die BPF-Werte der MS-Patienten wurden dann sowohl untereinander als auch mit denen von gesunden Kontrollpersonen verglichen.

Zu Beginn der Untersuchung war der BPF-Wert bei den MS-Patienten bereits deutlich geringer - mehr als fünf Standardabweichungen - als bei den gesunden Probanden. Und das, obwohl die Patienten nur einen geringen Behinderungsgrad von im Mittel 2,4 nach dem EDS-Score aufwiesen. Zwischen Placebo- und Verumgruppe bestand kein Unterschied.

Im Verlauf der Studie stellten die Neurologen dann eine progressive Verschlechterung der BPF bei den Patienten der Placebogruppe im Vergleich zu den Kontrollpersonen fest. Bei den mit ss-IFN-1a behandelten Patienten habe es im ersten Jahr eine ähnliche Verschlechterung des BPF gegeben, berichten die Forscher. Im zweiten Behandlungsjahr hätten jedoch die BPF-Werte in der Verumgruppe deutlich weniger abgenommen als in der Placebogruppe: Die Differenz bei der Atrophierate zwischen Verum und Placebo habe 55 Prozent betragen.Als Erklärung für den erst im zweiten Jahr offensichtlichen Effekt führen die Wissenschaftler an, dass die therapeutischen Effekte des IFNss-1a des ersten Therapiejahres sich erst im zweiten auswirken.

Nach Ansicht der Forscher hat die BPF-Messung zwei entscheidende Vorteile bei der Verlaufskontrolle Gehirnatrophie. Zum einen sei die Schwankungsbreite gering, da die individuelle Gehirngröße berücksichtigt werde. Zum anderen besitze der BPF-Wert eine hohe Reproduktivität. Daher beurteilen die Wissenschaftler BPF als einen hoffnungsvollen neuen Marker für die destruktiven pathologischen Prozesse bei MS-Patienten.

Somit könnte auch bei klinisch nur wenig auffälligen Patienten die Krankheitsaktivität zuverlässig und frühzeitig nachgewiesen werden. Denn inzwischen sei bekannt, dass EDSS und klinische Schübe nur wenige konkrete Aussagen über den Stand des destruktiven Prozesses im Nervengewebe zulassen, so die US-Wissenschaftler.

Ob die Gehirnatrophie tatsächlich langfristige Hinweise auf den Krankheitsverlauf gibt, welche klinische Bedeutung Veränderungen im BPF-Wert haben und welchen Einfluss dabei therapeutische Interventionen haben, sollte nach Auffassung der Neurologen nun in weiteren prospektiven Studien untersucht werden.

© medizin.at / MedAustria

 

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