Eine im November dieses Jahres vom Robert Koch-Institut durchgeführte telefonische Umfrage hat ergeben, dass in Deutschland die Influenzaimpfung generell, besonders aber im Bereich der alten Bundesländer, zu wenig angenommen wird.
Die geringste Impfrate wiesen die Beschäftigten des medizinischen Bereichs auf, die nicht nur zum eigenen Schutz besonders aber auch im Interesse von ansteckungsgefährdeten Patienten geimpft sein sollten.
Die Telefonumfrage, an der 1 190 Personen teilnahmen, sollte insbesondere folgende Fragen klären:
Welcher Anteil der erwachsenen Bevölkerung Deutschlands ist in der aktuellen Saison gegen Influenza geimpft worden ?
Wie hoch ist die Durchimpfung in den gefährdeten Zielgruppen?
Wie stellt sich vergleichsweise die Situation der Influenza-Durchimpfung in den alten und neuen Bundesländern dar?
Durch welche Faktoren wird die Impfrate in den alten und neuen Bundesländer beeinflusst?
Bis zum Zeitpunkt der Befragung, dem 22. November 1999, waren in Deutschland 18% der Bevölkerung gegen Influenza geimpft. Dabei lag die Impfrate in den alten Bundesländer mit 15% deutlich niedriger als in den neuen Bundesländer mit 32%.
Angehörige der Zielgruppen, denen eine Influenzaschutzimpfung besonders empfohlen wird, weil bei ihnen eine Influenza nicht selten zu Komplikationen oder sogar zum Tod führt, sind chronisch Kranke und Menschen ab einem Alter von 60 Jahren. Diese Risikogruppen sowie Personen, die beruflich einem besonders hohem Ansteckungs- und Weitergaberisiko ausgesetzt sind, waren in den neuen Bundesländern zu 40% geimpft, in den alten Bundesländern jedoch nur zu 21%.
Die Zielgruppe mit einer relativ niedrigen Impfrate sind die Beschäftigten des medizinischen Bereichs mit 4 von 60 ( 7%) in den alten und 2 von 21 (10%) Befragten in den neuen Bundesländern. Gerade für diese Berufsgruppe ist im eigenen aber auch im Interesse ihrer ansteckungsgefährdeten Patienten die Influenzaimpfung von hohem Wert. Nur 34% des medizinischen Personals in den alten und 41% in den neuen Bundesländern war zu dieser Grippesaison eine Schutzimpfung angeboten worden.
Eine bereits zu einer früheren Influenzasaison erhaltene Impfung gegen Influenza erhöhte die Wahrscheinlichkeit einer Impfung für die aktuelle Saison. Auffällig ist, dass Personen, die einer Risikogruppe angehören, sowohl in den alten als auch in den neuen Bundesländern nur zu ca. 25% für sich selbst ein erhöhtes Risiko sahen, an Influenza zu erkranken. Angst vor Nebenwirkungen und die ungerechtfertigte Befürchtung, durch eine Impfung erst an Grippe zu erkranken, wirkten sich hingegen negativ auf die Durchimpfungsrate aus.
Laut der Studie des Robert Koch-Instituts dürften Hausärzte die entscheidende Rolle bei der Entwicklung der Influenzaimpfungsraten in Deutschland spielen. 93% der geimpften Studienteilnehmer aus den alten und 89% aus den neuen Bundesländern hatten sich bei ihrem Hausarzt impfen lassen. Auf der anderen Seite hatten aber nur 40% der westdeutschen und 60% der ostdeutschen Hausärzte ihren Patienten, die zu den Risikogruppen zählen, eine solche Impfung angeboten. 50% der Befragen gaben an, sich noch impfen lassen zu wollen, wenn ihr Hausarzt ihnen die Influenzaimpfung empfehlen oder anbieten würde.
In dieser Saison sind Influenzaerkrankungen in Deutschland erst vereinzelt aufgetreten. Die bisher von den Influenza-Referenzzentren am Robert Koch-Institut und am Landesgesundheitsamt Niedersachsen diagnostizierten Influenzaviren werden alle vom aktuellen Impfstoff abgedeckt. Das RKI empfiehlt den Angehörigen der Risikogruppen, wie chronisch Kranken und Menschen ab einem Alter von 60 Jahren sowie Personen, die beruflich einem besonders hohem Ansteckungs- und Weitergaberisiko ausgesetzt sind sich jetzt noch impfen zu lassen. Es dauert etwa zwei Wochen, bis sich der Impfschutz im Körper vollständig aufgebaut hat. Eine Influenzawelle kann erfahrungsgemäß aber bereits Ende Dezember Deutschland erreichen.
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