News

Neues Jahrhundert - neue Bedrohungen

07.01.2000

Neue Viren wie etwa das Ebola- und der HI-Virus sowie die steigende Antibiotikaresistenz altbekannter Pathogene wie Tuberkulose werden die Medizin des neuen Jahrzehntes kennzeichnen.

Es ist noch nicht lange her, da war man davon überzeugt, im 20 Jahrhundert die Infektionskrankheiten endgültig in den Griff zu bekommen. Doch die Rückkehr alter, jetzt jedoch resistenter Keime und die Bedrohung durch neue Infektionskrankheiten läßt erahnen, daß wir das neue Jahrhundert mit steigender Empfindlichkeit betreten.

Das Auftreten neuer Viren überraschte die medizinische Welt vollkommen. Dr. Tim Curran, Epidemiologe, meint dazu: "Daß etwas auftauchen könnte und die Statistik der Todesursachen aus dem Nichts heraus derartig verändern könnte, wie das Hivirus dies getan hat, war in keiner Weise abzusehen".

Das Vordringen der Menschen in bislang unbewohnte Dschungelareale brachte sie in Kontakt mit neuen Killerviren, wie dem Ebola- und Marburgerreger. Dr C. J. Peters vom Center für Seuchenkontrolle und Prävention meint, daß noch weit schlimmere Viren in diesen Gebieten auf ihren ersten Kontakt mit Menschen lauern könnten.

Die Geschwindigkeit und Globalität des modernen Verkehrs bedeutet aber auch, daß sich diese tödlichen Krankheitserreger innerhalb von Stunden von einem Ort zu einem anderen verbreiten können.

Der schon gewonnen geglaubte Kampf gegen Bakterien scheint auch durch deren Fähigkeit der Anpassung noch lange nicht entschieden. Die natürliche Selektion, die ausschließlich den anpassungsfähigsten Bakterien die Chance gibt, längerfristig zu überleben und sich fortzuentwickeln führt zum Auftreten von Stämmen, die gegen fast jedes bekannte Antibiotikum immun sind.

"Auch die Menschheit entwickelt sich, doch der Unterschied besteht darin, daß Bakterien sich in 20 Minutenabständen vermehren und damit verändern können. Bei Menschen beträgt diese Zeitspanne 20 Jahre" ist Peters besorgniserregendes Resumee.

Das Bakterium, das heute in diesem Zusammenhang am häufigsten genannt wird, ist der Staphylococcus aureus, der in manchen Fällen sogar gegen das neueste und stärkste bekannte Antibiotikum, Vancomycin, resistent ist. Dies, obwohl Vancomycin ausschließlich zur Anwendung gebracht wurde, wenn alle anderen Medikationen versagt hatten.

Zwar tritt das Gros der resistenten Bakterien innerhalb von Spitälern auf, wo der starke Einsatz von Antibiotika ihre Entwicklung fördert. Aber es besteht darüberhinaus die Möglichkeit, daß diese Stämme auch ihren Weg aus dieser Geschlossenheit finden und zu verheerenden Effekten führen.

So stellt multiresistente Tuberkulose heute ein ernsthaftes Problem in Ländern wie Russland, aber auch in strukturschwachen Bezirken von Städten der USA oder Großbritannien dar. In Russland etwa sind Ärzte, durch die Resistenzen gezwungen, zu einer chirurgischen Behandlungsform der Tuberkulose übergegangen, indem sie das infizierte Gewebe entfernen, um so die Verbreitung der Krankheit einzudämmen.

In New York und zum Teil auch in London können Erkrankte per Rechtsmittel gezwungen werden, sich einer bis zu zwei Jahre dauernden Behandlung zu unterziehen, um die Seuche einzudämmen.

© medizin.at

 

home

newsroom
allgemein
wissenschaft
hintergrund

links
österreich
international
journale
abstracts

fragen
themenliste

update


medizin.at
editorial
kommentar

kontakt
redaktion
herausgeber
medieninfo

partner

help

 

© treAngeli, 1999.