Die Erkenntnis ist keineswegs neu: Alkohol kann den Fötus schädigen. Nun aber konnten Problem und Ursache chemisch identifiziert werden: Die in der neuesten Ausgabe von "Science" publizierte Studie zeigt, daß die für die Informationsverarbeitung essentiellen Verbindungen zwischen Gehirnzellen ebenso wie die informationsübertragenden Rezeptoren nachhaltig geschädigt bzw. blockiert werden.
Aktuelle Studien von Wissenschaftern aus St. Louis, Tokio und Berlin an Gehirnen von Rattenbabies ergaben, daß schon die einmalige Intoxikation mittels Alkohol Nervenzellen in einem sich entwickelnden Gehirn zerstören kann. Besonders schädigend wirkt sich ein hoher Spiegel an Ethanol während der Synaptogenese aus: In der Phase, in der Gerhirnzellen ihre Verbindungen untereinander ausbilden, starben die Gehirnzellen unter Alkoholeinfluss 30 mal schneller als ohne Intoxikation.
Doch nicht nur zellzerstörende Wirkung wurde nachgewiesen - auch die Arbeit an sich funktionierender Zellkomplexe wird negativ beeinflusst: Vom Gehirn werden Chemikalien wie Glutamat - als Aktivator - und GABA - als Controller - eingesetzt, um Rezeptoren zu aktivieren und so Botschaften von einer zur anderen Zelle zu übertragen. Unter Alkoholeinfluss kommt es zu einem Überschuss an GABA, die die Glutamatrezeption hemmt und damit die Informationswege blockiert.
Weitere wichtige Ergebnisse der Studie betreffen in der Pädiatrie verwendete Chemikalien:
In der Anästhesie der Kinder werden sehr oft Ketamine und Stickstoffmonoxyd eingesetzt, die ebenso wie Alkohol die Glutamatrezeption blockieren.
Aber auch Lachgas und Phencyclidin, eine vor allem in den Staaten unter dem Namen "Angel-Dust" bekannte Droge, verursachen die untersuchten Schädigungen des fötalen Gehirns.
Die Forscher mahnen werdende Mütter daher, Alkohol und halluzinogene Stoffe zu meiden und kündigen Folgestudien zu Verwendung dieser und ähnlicher Stoffe in der Pädiatrie an.
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