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Bericht: Nicht nur Genmutationen führen zu Krebs

24.03.2000

Anormale DNA-Methylierung wurden nun als weitere Komponente des Krebsgeschehens untersucht: Neue Forschungsergebnisse zeigen, daß Genmutationen keineswegs die einzigen Ursachen für die Wandlung gesunder Zell in maligne sind: Die seit 10 jahren bekannte DNA-Methylierung wirkt als "Abschaltung" natürlicher Zellteilungskontrolle.

Nach Abschluß der in „Nature Genetics“ publizierten Studie befürchten die Wissenschafter, daß Krebs eine bei weitem komplexere Gesundheitsstörung ist als bislang ohnehin angenommen: Neben DNA-verändernden Defekten wurden nun auch solche identifiziert, die die Funktion von Genen einfach „abschalten“. Gerade diese Defekte aber scheinen weitaus häufiger aufzutreten.

„Wir dachten bislang, daß wir das Krebsgeschehen begriffen hätten als wir die Änderungen der Krebszellen auf genetischer Ebene untersuchten“, sagt Christoph Plass, Assistenzprofessor für Molekularvirologie, Immunologie und Molekulargenetik am „Ohio State University Comprehensive Cancer Center“. „Doch nun stehen wir vor einer neuen Kompexitätsstufe.“ Bei dieser Art von Gendefekt spielt ein Prozeß, der als DNA-Methylierung bezeichnet wird eine wichtige Rolle. Dieser Prozeß dient gesunden Zellen während ihrer Entwicklung und Lebenszeit als „Schalter“ für Aktivierung und Deaktivierung von Genen. In Krebszellen gerät dieser Prozeß außer Kontrolle und deaktiviert Gene, die hemmungslose Zellteilung verhindern. Mit anderen Worten: Die natürliche Krebsvorsorge wird außer Funktion gesetzt. „Diese Studie ist die erste, die den Einfluß der DNA-Methylierung auf humanen Krebs in derart großem Umfang und an verschiedenen Tumorarten erforscht hat. Als wir mit den Untersuchungen begannen erwarteten wir DNA-Methylierung nur in wenigen Schlüsselgenen“, ist Studienleiter Plass vom tatsächlichen Ausmaß der Methylierung überrascht. Bis zu 10% der Gene waren in manchen Tumortypen deaktiviert, was etwa 4500 „abgeschalteten“ Genen entspricht. Seit der Entdeckung der DNA-Methylierung vor 10 Jahren war die Forschung der Ansicht, daß es sich hierbei ausschließlich um die Deaktivierung von Tumorsuppressorgenen handelt. Doch nur ein Teil der Gene wurde von Methylierung beeinflußt. Weder ist die Rolle der verbleibenden Gene derzeit geklärt, noch sind die grundsätzlichen Folgen der Methylierung auf die Zellen bekannt: „Wir glauben, daß Methylierung zu einer generellen genetischen Instabilität des Tumors führt und damit zusätzliche Mutationen erleichtert.“

Laut Plass scheint es Anzeichen dafür zu geben, daß Chemotherapieresistenz mit dem Grad anormaler Methylierung in manchen Tumoren asoziiert ist.

Außer Kontrolle geratene Methylierung tritt auch keineswegs zufällig auf - vielmehr lassen sich bestimmte Methylierungsmuster spezifischen Tumoren zuordnen, was eine Möglichkeit andeutet, jeweils ideal tumorspezifische Behandlungen auswählen zu können.

© medizin.at

 

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