Clopidogrel, ein neuer Gerinnungshemmer, der von ca. 1 Million Menschen mit Herzerkrankungen sowie zur Prävention von Schlaganfällen genommen wird, kann eine seltene, jedoch potentiell tödliche Bluterkrankung, die thrombotische Mikroangiopathie (thrombotisch-thrombozytopenische Purpura - TTP), verursachen.
Bei TTP kommt es zur Zerstörung von Blutplättchen, Anämien, neurologischen Veränderungen, Schlaganfällen, Krämpfen, Bewußtlosigkeit, Nierenversagen oder Fieber. Die Symptome treten fast immer 2 Wochen nach dem Beginn der Therapie mit Clopidogrel auf.
Die Arbeit von Dr Charles Bennett und Dr Charles Davidson von der
Northwestern University wurde vom „New England Journal of Medicine“ aufgrund seiner klinischen Bedeutung bereits Wochen vor der Veröffentlichung der gedruckten Ausgabe auf der Homepage des Journals freigegeben.
Clopidogrel - ein Thienopyridinderivat - wurde als gering toxischer aber chemisch ähnlicher Ersatz für Ticlopidin, ein Thrombozytenaggregationshemmer der ersten Generation, entwickelt. Bennet und Davidson berichteten in einer früheren Arbeit von 98 Ticlopidin assoziierten TTP- und 30 Todesfällen, die zumeist 3 Monate
nach Beginn der Ticlopidintherapie auftraten.
Seit der Markteinführung wurde das Medikament nach Angaben Bennets 3 Millionen Menschen verschrieben und ersetzte Ticlopidin nahezu vollständig.
In der neuen Studie berichten Bennett und Davidson von 11 Patienten im Alter zwischen 35 und 70 mit Clopidogrel-asoziierter TTP. Alle bis auf einen Patienten sprachen auf Plasmapherese an. Bei 2 Patienten mußte die Prozedur 20 mal durchgeführt werden und ein einmonatiger Aufenthalt auf der Intensivstation wurde notwendig. Bei 2 Patienten trat die TTP wiederholt auf. Ein Patient verstarb, nachdem er das Medikament 5 Tage genommen hatte.
Die „Food and Drug Administration“ gab das Medikament 1998 frei, nachdem
über 20.000 Patienten das Medikament in streng kontrollierten klinischen
Studien erhalten hatten. In den Studien wurden keine Fälle von TTP registriert und das Medikament daher als sicher betrachtet.
© medizin.at