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Medikamentenwirksamkeit gengesteuert

04.05.2000

Warum Medikamente bei verschiedenen Menschen unterschiedlich wirksam sind, untersuchte jüngst eine deutsche Studie. Variationen im Erbgut dürften für die differierenden Reaktionen verantwortlich sein.

Ein Problem der medikamentösen Behandlung ist die unterschiedliche Reaktion der Patienten auf das gleiche Arzneimittel. Forscher der Berliner Charité haben eine der dafür verantwortlichen Ursachen gefunden.

Die Forscher entdeckten Variationen im Erbgut, speziell im Aufbau des sogenannten Multi-Drug-Resistence-Gens (MDR-1). Dieses Gen wird dann wirksam, wenn die Zelle sich gegen giftige Substanzen wehren will. Die Zelle produziert dann PGP, ein Protein, das die Funktion eines "Rausschmeißers" übernimmt. Besonders aktiv ist das MDR-1-Gen in Krebszellen. Diese Zellen bilden große Mengen von PGP, um z.B. zellzerstörende Chemotherapeutika aus der Zelle zu entfernen. Dies führt zu raschem Wirkungsverlust der Medikamente, der Patient wird resistent.

Das MDR-1-Gen kommt in verschiedenen Formen vor, die Forscher haben immerhin 15 Varianten gefunden. Eine Gen-Variante (ein Polymorphismus im sogenannten Exon 26) findet sich bei jedem vierten Menschen und dürfte die Wirksamkeit und die Nebenwirkungsrate hunderter Arzneimittel erheblich beeinflussen.

Träger dieser sogenannten TT-Variante produzieren nur geringe Mengen an PGP im Darm. Die Resorption von Arzneimitteln aus dem Darm ins Blut wird wenig gestört, die Wirkstoffkonzentration im Blut ist hoch. Die Patienten dürfen viele Medikamente nur in relativ niedriger Dosis einnehmen.

Träger der anderen, selteneren Gen-Variante (CC) produzieren viel PGP. Die Arzneimittel gelangen nur in geingem Umfang ins Blut. Menschen mit dieser Variante müssen Arzneimittel in relativ höherer Dosierung einnehmen, um die erwünschte Wirksamkeit zu erreichen.

(PNAS 97 [2000] 3473-3478)

© medizin.at

 

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