Heuschnupfen und Asthma: Nur zwei von unzähligen allergischen Erkrankungen. Doch was bislang in erster Linie den Atemwegen zugeordnet wurde, dürfte auch ein Problem des Nervensystemes sein: Neue Forschungen stellen Zusammenhänge zwischen Allergien und einem nervenbildenden Protein NGF fest.
Die in der aktuellen Ausgabe des "Journal of Respiratory and Critical Care Medicine" veröffentlichten Ergebnisse stellen einen wichtigen Schritt in der Erforschung der Allergien.
Insgesamt sind Allergiker wesentlich empfindlicher gegen Irritantien wie etwa Rauch, Kälte oder trockene Luft. Diese seit 30 Jahren bekannte Tatsache entbehrte bislang jeglicher wissenschaftlichen Erklärung. Eine Entdeckung bei der Entwicklung von Alzheimer-Therapien brachte jedoch Bemerkenswertes an den Tag: Der Versuch, durch Einsatz des NGF in der Behandlung der Alzheimer-Patienten spezielle Nervenzellen zu schützen bzw. die Signalverarbeitung zwischen den Zellen zu verbessern, verursachte außerordentliche Schmerzreaktionen bei den Patienten.
"Die Schmerzsyndrome schienen einige Gemeinsamkeiten mit jenen aufzuweisen, die wir bei Allergikern beobachten", erläutert Dr. Vassilis Koliatsos, Professor für of Pathologie und Neurologie an der "Johns Hopkins School of Medicine", "insbesonders zeigten beide Gruppen Entzündungsreaktionen in Lunge und Nerven".
Weitere Hinweise auf den Einfluß von NGF gaben die Erkenntnis aus Tierversuchen, daß NGF signifikante Veränderungen der Nervenfasern hervorruft und die Tatsache, daß hyperempfindliche Allergiker auch anormal reaktive Nerven in den Atemwegen aufwiesen.
In Versuchen an 30 Freiwilligen, 20 davon Allergiker, zeigte sich nach Anwendung von Allergenen, daß der NGF-Spiegel sowohl vor den Experimenten als auch danach bei den Allergikern typisch höher lag und die Allergene nur bei Ihnen eine Änderung des NGF-Anteils hervorriefen. Eine ähnliche Reaktion hatten auch Mäuse gezeigt, die gentechnisch dazu gebracht wurden, in der Lunge exzessiv NGF zu produzieren.
Versuchsleiter und Medizinprofessor Dr. Alvin Sanico ist der Meinung, daß "die Erkenntnisse zwei Hauptkriterien allergischer Atemwegserkrankungen verbindet, nämlich Entzündung und Überempfindlichkeit: Durch die Entzündung stimuliert, produzieren spezielle, an der allergischen Reaktion beteiligten Zellen NGF, das wiederum die Überempfindlichkeit beeinflusst.
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