Jede Narkose bedeutet eine zusätzliche hohe Belastung für den Organismus des Patienten während der chirurgischen Intervention. Einer der Anforderungen dabei ist Minimierung der Austrocknung des Atemwegsepithels der unteren Atemwege. Die dazu angewandten technischen Mittel sind Gegenstand einer aktuellen deutschen multizentrischen Studie.
Um die postoperativen gesundheitlichen Beeinträchtigungen möglichst gering zu halten, wird heute großes Augenmerk auf eine adäquate Klimatisierung der Narkosegase gelegt, die immerhin über oft viele Stunden mit nicht unbeträchtlicher Strömungsgeschwindigkeit durch die Atemwege des Patienten geleitet werden.
Dabei wird diese Klimatisierung maßgeblich vom Frischgasfluss beeinflusst und ist bei Durchführung von Niedrigflussnarkosen besser als bei hohem sogenannten Flow. Kriterien dabei sind korrekte Feuchtigkeit und Temperatur sowie die Beachtung von an den Schläuchen entstehendem Wärmeverlust und Wasserkondensation.
Die Wissenschafter der Krankenhäuser St. Elisabeth-Stift in Damme und Albertinen-KH in hamburg sowie der Georg-August-Universität Göttingen und der FH Münster untersuchten drei unterschiedliche Schlauchsysteme, das konventionelle Doppelschlauchsystem, ein koaxiales Schlauchsystem und ein Doppelschlauchsystem mit beheizten Schläuchen hinsichtlich optimaler Gasklimatisierung und Beibehaltung dieser Werte auch bei Steigerung des Flow.
Dabei zeigte sich, daß bei Minimal-flow-Anästhesien (<=1l/min) die besten Klimatisierungseffekte bei Einsatz der beheizten Schläuche erreicht wurden: Hier waren die inspiratorischen Atemgastemperaturen mit Werten zwischen 28 bis 32 °C deutlich höher als bei den anderen Systemen und nahezu optimal. Mit den anderen Schlauchsystemen konnte eine zwar nicht optimale, aber ausreichende Atemgasklimatisierung erreicht werden, wobei koaxiale Systeme nur bei langdauernden Narkosen Vorteile brachten.
Bei höheren Frischgasflows nimmt die Feuchte der Atemgase drastisch ab, während die Atemgastemperaturen hoch bleiben. Beheizte Schläuche sollten deshalb nur bei Durchführung von Niedrigflussnarkosen eingesetzt werden.
Die Ergebnisse der Studie wurden in der aktuellen Ausgabe des Journals "Der Anaesthesist" veröffentlicht.
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