"Thyroid 2000: From bench to bedside, from gene to patient ": Neuen Erkenntnissen und Fragen zum Thema "Molekularbiologie und Gentherapie bei Schilddrüsenerkrankungen" ist dieses Symposium (3.-5.5) gewidmet.
Auf der Tagung des 6. Reisensburg International Symposium in Reisensburg (D), deren wissenschaftlicher Leiter Prof. Dr. Loos, Oberarzt der Abteilung Innere Medizin I der Universität Ulm, ist, wird es um folgende Themenbereiche gehen:
Rolle und Kontrolle der Schilddrüsenhormone
Schilddrüsenhormone binden an Rezeptoren der Zielsysteme (z.B. Herz, Fettstoffwechsel) und lösen spezifische biologische Wirkungen aus: Auf der Basis einer exakten Charakterisierung dieser Beziehungen wird versucht, die Struktur der Hormone so abzuwandeln, daß sie ihre Wirkung nur auf bestimmte Organe oder Stoffwechselprozesse ausüben können.
Die Schilddrüse kontrolliert über einen Rezeptor ihrer Zellmemnrab z.B. Funktion und Wachstum durch das Hirnanhangdrüsenhormon Thyreotropin (TSH). Im Krankheitsfall (Autoimmunerkrankung) kann dieser TSH-Rezeptor Angriffspunkt für das Immunsystem werden: Antikörper koppeln an den Rezeptor an und lösen eine dauerhafte Stimulation der Schilddrüse aus. Es kommt zur Schilddrüsenüberfunktion und Kropfbildung.
Gestörtes Immunsystem Auslöser für Basedow
Dieser Schilddrüsenspezifische Rezeptor kann in der Folge auch im Gewebe hinter dem Auge von seinem Gen exprimiert werden und zu einer Gewebswucherung und damit zum Vortreten der Augäpfel, den Basedow-Augen, führen.
In Tierversuchen gelang es, durch eine Impfung mit dem TSH-Rezeptor, diese Basedow-Erkrankung auszulösen: Ein Belg für die Rolle des Rezeptors als Autoantigen. An diesem Modell werden nun die Interaktionen zwischen Körpergewebe und gestörtem Immunsystem des Organs bei der Entstehung der Autoimmunerkrankung studiert.
Wirkung und Unterscheidung von Autoantikörpern
Die Funktionsübermittlung des TSH-Rezeptors kann durch Autoantikörper aber auch blockiert werden, wen sie an einer anderen Stelle des Rezeptors binden. Nun sucht man neue diagnostische Möglichkeiten um die stimulierenden und blockierenden Autoantikörper zu unterscheiden. Erst kürzlich wurden die Gene des sog. Jodtransporters (ein
Schilddrüsen-spezifisches Eiweiß) kloniert: Nun sind molekularbiologische Untersuchungen zu seinen Wirkungen möglich.
Neue Wege zu Therapien
Der Jodtransporter ist in der Lage, das erforderliche Jod in die Schilddrüse zu pumpen, wo er die 40fache Konzentration des Spurenelementes (gegenüber dem Blut) erzeugen kann. Diese Wirkung könnte zur Behandlung der Schilddrüsenüberfunktion benutzt werden.
Die Überfunktion läßt sich durch Applikation von radioaktivem Jod dämpfen. Im Fall eines Schilddrüsenkarzinoms kann so eine hochdosierte Radiojodtherapie durchgeführt werden.
Dies ist jedoch nur möglich wenn die Jodpumpe noch funktioniert: Ist dies nicht der Fall, versucht man die Genexpression der Jodpumpe anzuregen: Die Klonierung des Genschalters gelang kürzlich der Arbeitsgruppe Dr. Loos´.
Unter bestimmten Bedingungen ist es möglich, das Gen auch in anderen Geweben (hpts. Drüsen) bzw. deren Tumoren zu aktivieren und diese so der genannten Radiojodtherapie unterwerfen. In Zell- und Tierexperimenten werden deratige gentherapeutische Ansätze derzeit erprobt.
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