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Sonderbericht: Neue HIV-Therapie aus Deutschland

19.06.2000

In der aktuellen Ausgabe von "AIDS" stellt die Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn eine neue Medikamenten-Kombination für HIV-Infizierte vor, die weniger kompliziert in der Einnahme als bisherige Therapien ist.

SPERRFRIST: 19. Juni 2000, 8.00 Uhr, CET

Nach Schätzungen der WHO sind zur Zeit 33 Millionen Menschen HIV-positiv. Die Infizierten haben durch intelligente Medikamenten-Kombinationen eine erheblich höhere Überlebenschance als noch vor wenigen Jahren, die Medikamente müssen jedoch nach extrem strengem Zeitplan eingenommen werden. Die Forscher erwarten durch die neue Therapieform eine höhere Erfolgsquote bei der Langzeit-Behandlung von HIV-Patienten.

"Verschlafen dürfen Sie nicht!"
Dies ist in der täglichen Praxis oft nur schwer durchzuhalten: Verschlafen am Wochenende ist für den Erfolg der Therapie bereits kritisch. Viele Patienten brachen deshalb die Therapie ab oder sie versagte aufgrund ungenauer Einnahmezeiten.

Dr. Jürgen Rockstroh stellt nun eine Kombination von vier Medikamenten vor, die den Betroffenen eine höhere Flexibilität schenkt. Statt 3x täglicher minutengenauer Einnahme, Diätvorschriften und erhöhter Flüssigkeitsaufnahme wirkt die neue Kombination auch bei 2maliger Einnahme und toleriert eine Verschiebung um ca. eine Stunde.

Kombinationsmedikation in fast 88% erfolgreich
Eingesetzt werden 2 Protease-Hemmer sowie 2 Hemmer der Nukleosid-Reversen-Transkriptase. "Die Kombination von Ritonavir und Indinavir zu je 400 Milligramm plus zwei Nukleosid-Wirkstoffen hat eine sehr gute Unterdrückung der Viren gezeigt. Zudem haben sich die T-4-Lymphozyten im Blut der Patienten erholt", freut sich Rockstroh.

Untersucht wurden 90 Patienten, die noch nie mit antiviralen Medikamenten behandelt worden waren. Bei 86,7% der Patienten sank der nachweisbare Anteil des Viren-Erbguts innerhalb von 24 Wochen von 220.000 Kopien auf unter 500 und bei 71,1% sogar auf unter 80 pro Milliliter. Die für das Immunsystem wichtigen T-4-Lymphozyten erholten sich von durchschnittlich 189 pro Mikroliter auf knapp 400. Bei gesunden Menschen liegt dieser Wert bei ca. 500.

"Die Ergebnisse zeigen deutlich, daß diese Kombination mit einem Rhythmus von zwei Mal täglicher Einnahme sehr gut funktioniert," kommentiert Rockstroh die Ergebnisse, "und außerdem haben wir festgestellt, daß im weiteren Verlauf der Therapie - also nach den 24 Wochen - die Unterdrückung der Viren weiterhin bestehen bleibt und die T-4-Lymphozyten sich noch weiter erholen können."

Wenige und leichte Nebenwirkungen - Guter Langzeiterfolg
Die Medikamente wurden gut vertragen, lediglich leichter Durchfall und Schwindel sowie erhöhte Blutfett-Werte waren zu verzeichnen. Nierensteine oder erhöhte Kreatinin-Werte, wie sie bei anderen Therapien vorkommen können, wurden nicht festgestellt.

Dr. Rockstroh faßt zusammen: "Schon vorangegangene Studien zeigten, daß der Wirkstoff Ritonavir in Kombination mit einem weiteren Protease-Hemmer die Wirksamkeit des zweiten Medikaments verstärkt, die Medikamentendosis insgesamt reduziert und zudem eine angenehmere Einnahme-Praxis zuläßt. Diese Vorteile verstärken den Langzeiterfolg für die Patienten." Die Zahlen geben der positiven Prognose recht: Nur 5,5% der Patienten brachen die Therapie ab.

Ansprechpartner:
Priv.Doz. Dr. Jürgen Rockstroh
Tel: (0228) 287 5284
e-mail: rockstroh@uni-bonn.de

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