Manchen Frauen könnte eine Chemotherapie erspart werden: Mit Hilfe neuer Prognosefaktoren, die derzeit in klinischen Studien überprüft werden, ist es möglich, das individuelle Brustkrebs-Risiko betroffener Frauen besser abzuschätzen.
Dabei handelt es sich u.a. um tumorbiologische Faktoren, die bei der
Invasion von Tumorzellen in das umliegende gesunde Gewebe sowie bei
deren Ausbreitung im Körper eine Rolle spielen. Sie können durch eine
Laboruntersuchung des herausoperierten Tumorgewebes bestimmt werden.
Sind diese Werte niedrig (bei 55% der Patientinnen im Frühstadium) ist
das Risiko, daß die Krankheit wiederkommt, gering.
Diesen Frauen könnte eine Chemotherapie erspart werden. Untersuchungen deuten darüber hinaus darauf hin, daß Frauen mit hohen Werten von einer vorbeugenden Chemotherapie profitieren.
Bedeutsam für die Prognose ist auch, ob der Tumor bereits Zellen über
die Blutbahn ins Knochenmark abgesiedelt hat. Diese "schlummernden"
Tumorzellen (Mikrometastasen) können mit spezifischen Antikörpern in
einer Knochenmarksprobe, die bei der Operation des Tumors entnommen
wird, aufgespürt werden.
Werden Tumorzellen nachgewiesen, haben die Frauen ein deutlich erhöhtes
Risiko, daß sich Fernmetastasen entwickeln, die bei Brustkrebs meist die
eigentliche Todesursache sind. Auch eine solche Untersuchung kann - in
Kombination mit anderen Prognosefaktoren - dazu beitragen, daß Frauen
mit geringem Risiko eine vorbeugende Therapie erspart bleibt. Eine
Untersuchung belegt, daß 99% der Frauen, bei denen weder in den
Achsel-Lymphknoten noch im Knochenmark Tumorzellen nachweisbar sind,
vier Jahre nach Diagnosestellung gesund sind.
Allerdings sind Mikrometastasen im Knochenmark mitunter auch bei
Patientinnen nachweisbar, deren Lymphknoten nicht von Krebszellen
befallen sind. Auch diese Frauen könnten von einer spezifischen Therapie
profitieren.
Bei ungünstiger Prognose behandeln die Ärzte inzwischen mit stärker
wirksamen Chemotherapeutika, sind Hormonrezeptoren auf den Tumoren
nachweisbar, schließt sich eine 5jährige Hormonbehandlung an.
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