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Bakterien schädigen kindliches Gehirn

29.06.2000

Forum of European Neuroscience:
Infektionen während der Geburt können bei frühgeborenen Kindern vermutlich Hirnschäden hervorrufen. PD Dr. Berger, leitender Oberarzt der Universitätsfrauenklinik des Knappschaftskrankenhauses in Bochum gewann diese Erkenntnis aus experimentellen Untersuchungen.

Seine Arbeit soll helfen, Hirnschäden durch solche Infektionen zu vermeiden oder bereits eingetretene Schäden möglichst gering zu halten. Für seine Forschungen wurde er nun mit dem Wissenschaftspreis der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe ausgezeichnet.

Jedes Jahr erleiden etwa 1000 Kinder in Deutschland während oder unmittelbar nach der Geburt einen Hirnschaden. Obwohl die Kinder und ihre Familien oft ein Leben lang unter den Folgen leiden, hat die Medizin bisher nur unzureichende Kenntnisse über die Ursachen und vor allem die erfolgreiche Behandlung solcher Schäden gewonnen. Hier setzten die Forscher an: Ziel ist die Entwicklung therapeutischer Strategien, die das kindliche Gehirn vor Schäden bewahren sollen.

Zunächst gelangten die Mediziner zu einer Unterscheidung möglicher Formen der Hirnschädigung: Neben der schwersten Ausprägung, die eine Lähmung der Arme und Beine bewirkt, gibt es auch leichtere Formen der Störung, die dennoch weitreichende Konsequenzen für die motorische und geistig-seelische Entwicklung der Kinder haben können.

Feinmotorische Koordinationsstörungen, Störungen der Planung motorischer Handlungen und Konzentrationsschwächen können die Folge sein. Besonders Störungen der kindlichen Impulskontrolle können einen schwerwiegenden Einfluss auf das spätere Leben der Kinder haben:

Im Erwachsenenalter können sie eine geringere akademische Leistungsfähigkeit, häufige innerfamiliäre Beziehungsstörungen, Ängste, Depressionen, delinquentes Verhalten, frühen Drogenmissbrauch, Eheprobleme und Schwierigkeiten in beruflicher Anpassung hervorrufen. Vorsichtige Schätzungen beziffern die Kosten, die dadurch pro Geburtenjahrgang für die Solidargemeinschaft entstehen, auf etwa eine Milliarde DM.

Gerade diese leichteren Formen der Hirnschädigung sind möglicherweise Folge von Infektionen. Bakterien, die während der Geburt in den kindlichen Blutkreislauf gelangen, können zwar die Nervenzellen des Säuglings nicht direkt attackieren; sie beeinträchtigen vielmehr seine Herzkreislauf-Funktion, was zu einer starken Abnahme der Nabelschnurdurchblutung führt.

Dadurch wird das Gehirn nicht mehr genügend mit Sauerstoff versorgt, und eine Nervenzellenschädigung ist die unausweichliche Folge. Die Bochumer Forscher hoffen nun, durch rechtzeitiges Erkennen einer Infektion diese fatalen Konsequenzen von den betroffenen Kindern abwenden zu können. Sie konzentrieren ihre Bemühungen darauf, verschiedene zelluläre Vorboten einer Infektion durch molekular-biologische Methoden so früh zu erkennen, dass sie mit Hilfe von Antibiotika den einringenden Keimen zuvorkommen können.

© medizin.at

 

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