Etwa jede zehnte Frau in der westlichen Welt erkrankt im Laufe ihres Lebens an Brustkrebs. Die Frühdiagnose mit Mammografie ist wegen der Belastung mit Röntgenstrahlung bei den Patientinnen oft unbeliebt. Frei von Nebenwirkungen ist die hochauflösende Thermografie.
Um diese häufigste Krebserkrankung möglichst früh zu erkennen, werden jährlich Millionen Mammografien durchgeführt - ein Verfahren, das verdächtige Gewebsveränderungen mit Röntgenstrahlung sichtbar macht.
Ein wachsender Tumor erhöht aber auch die Temperatur der Haut und läßt sich so alternativ nachweisen. Eine aussagekräftige Thermografie scheiterte bisher jedoch an der zu geringen Auflösung der auf dem Markt erhältlichen Infrarot-Kameras: Für eine verlässliche Diagnose müssen Temperaturschwankungen von wenigen Tausendstel Grad Celsius in Zeiten unter einer Sekunde gemessen werden können.
»Dank neuer Technologien ist es jetzt erstmals möglich, diese extremen
Anforderungen an die Detektoren zu erfüllen«, meint Prof. Koidl vom Fraunhofer-Institut für Angewandte Festkörperphysik IAF in Freiburg. Dort haben Forscher einen Infrarot-Photodetektor mit der derzeit besten Temperaturauflösung entwickelt. Er ist das Herzstück einer neuartigen Kamera.
Auf dem Halbleiterchip aus Gallium-arsenid sind 640x512 Bildpunkte auf der Fläche eines Fingernagels untergebracht. Bereits 1998 konnte der Chip mit einer Temperaturauflösung von nur 0,02 °C einen Rekord aufstellen, die neue Generation erreicht sogar 0,005 °C.
Mit einer solchen Auflösung ließ nun die amerikanische Gesundheitsbehörde die dynamisch-flächige Thermometrie als Diagnoseverfahren für Brustkrebs zu. An amerikanischen Universitäten werden die Kameras bereits für klinische Untersuchungen eingesetzt.
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