Die Europäischen Leitlinien zur Abklärung nicht tastbarer Gewebeveränderungen in der Brust müssen in allen Kliniken verbindlich umgesetzt werden werden. Das forderten Experten auf dem ersten gemeinsamen Kongress der deutschen, österreichischen und schweizerischen Gesellschaften für Senologie (Lehre von den Erkrankungen der Brust).
Die Bemühungen um eine bessere Früherkennung von Brustkrebs haben in den vergangenen Jahren dazu geführt, dass Ärzte bei einer Röntgen- oder Ultraschalluntersuchung der Brust auffällige Gewebeveränderungen entdecken, die nicht als Knoten tastbar sind. Deren Abklärung gilt als eine der größten Herausforderungen für Radiologen, Pathologen und operative Gynäkologen.
Erforderlich ist beispielsweise die Diagnosesicherung vor einem chirurgischen Eingriff, um unnötige Operationen zu vermeiden. Ebenso ist es unerlässlich, dass das verdächtige Gewebe vor dem Eingriff präzise markiert wird, damit der Operateur es auch sicher findet.
Ebenso muss der Chirurg das entnommene Gewebe so kennzeichnen, dass im Falle einer erforderlichen Nachoperation klar ist, in welchem Bereich der Brust nochmals operiert werden muss. Auch ist eine Radiographie des entnommenen Gewebes zwingend, um sicher zu stellen, dass die verdächtige Veränderung vollständig und mit ausreichendem Sicherheitsabstand entfernt wurde.
In ganz Europa sollen Frauen nicht länger als drei Wochen warten, bis eine Gewebeveränderung diagnostisch abgeklärt wird. Zwischen dieser zusätzlichen Diagnostik und einem danach gegebenenfalls erforderlichen Eingriff sollen höchstens nochmals zwei Wochen liegen.
Die Experten auf der Senologie-Tagung sind überzeugt, dass eine enge
interdisziplinäre Kooperation mehrerer Fachgebiete Voraussetzung für
eine optimale Behandlung nicht tastbarer Gewebeveränderungen ist. Damit
diese aber auch Realität werden kann, wünscht sich die Präsidentin der
österreichischen Gesellschaft für Senologie, die Wiener Pathologie-Professorin Angelika Reiner, "dass Chirurgen und Gynäkologen künftig lernen, die Kompetenz und Arbeit der Pathologen und Radiologen mehr zu respektieren."
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