Der Fakir am Nagelbrett, die Haut mit Spießen durchbohrt, ohne Schmerz zu zeigen oder zu bluten. Zahnärzte, die unter Hypnose Weisheitszähne ziehen. Ob Autosuggestion und Hypnose als Anästhesieersatz ernstzunehmen ist, versucht eine neue deutsche Studie zu klären. Ihr Ergebniss: Hypnose stört die Kommunikation im Gehirn.
Kann Hypnose bei ernsthaften Operationen angewandt werden? Was spielt sich im Gehirn der Hypnotisierten ab? Dies sind die Fragestellungen, denen klinische Psychologen der Universität Jena unter der Leitung von Prof. Dr. Miltner nachgegangen sind.
120 Freiwillige wurden Hautreizungen der Hand mittels Elektrizität oder Laserhitze ausgesetzt. Dabei zeigte sich zunächst, daß Schmerzempfinden eine ganz subjektive Erfahrung darstellt und bei identischen Impulsen äußerst unterschiedliche Empfindungen beim wachen Probanden hervorrief.
Danach wurden die Versuche unter Anwendung von Hypnose und Aufmerksamkeitsablenkung (z.B. während Bauchinjektionen in den Arm kneifen) wenn man in die Bauchdecke injiziiert) wiederholt. Bei beiden Methoden wurde Schmerz weniger intensiv wahrgenommen, unter Hypnose zum Teil überhaupt nicht mehr registriert.
Die Auswertung von EEGs ergab bei Ablenkunstechniken eine Irritation der Informationsverarbeitung im Hirnstamm und damit eine starke Reduktion der an das gehirn übermittelten "Schmerzinformation". Unter Hypnose hingegen gelangt die volle Information zur Gehirnrinde, wo jedoch die die weitere Verarbeitung blockiert wird. Dazu Miltner: "Unsere Aufnahmen zeigen, daß in den verantwortlichen Hirnregionen hohe neuronale Aktivität herrscht, die Schmerzreize aber keine Alarmreaktion auslösen."
Die genauen Ursachen dafür konnten die Forscher noch nicht ermitteln, sie vermuten jedoch, daß genau wie bei Narkosemitteln, die gehirninterne Kommunikation gestört oder sogar unterbunden wird. "Wahrnehmungen, also auch Schmerzreize, werden im Gehirn deshalb so schnell verarbeitet, weil dabei mehrere Areale parallel zuständig sind. Wir vermuten, daß unter Hypnose die Informationen im Cortex nicht mehr "normal" zusammenlaufen", erklärt Miltner.
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