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Posttraumatischer Streß überschätzt?

24.07.2000

War die Wissenschaft bislang der Ansicht, daß durch traumatische Erlebnisse hervorgerufener Leidensdruck Auslöser psychischer Probleme sei, so wird dies nun durch eine Artikelserie in der jüngsten Ausgabe des "British Medical Journal" in Zweifel gezogen.

Im dritten von vier Artikeln zum Thema "Konflikt und Gesundheit" bestreitet der Autor, Derek Summerfield von der Abteilung für Psychiatrie des Londoner St.George´s Hospital die Annahme einer "universellen Reaktion" auf starken Streß. Insbesonders die willkürliche Subsumierung aller Streßreaktionen ohne Beachtung persönlicher, sozialer und kultureller Besonderheiten unter den Sammelbegriff "Post-traumatic stress Disorder" spricht Summerfield an, wenn er vor "einer ernsten Verzerrung wissenschaftlicher Ergebnisse" warnt, die möglicherweise eine große "Überschätzung der Anzahl jener, die medizinischer Hilfe bedürfen", hervorrufe.

So zeige die Forschung deutlich, daß die Beziehung zwischen traumatischen Erfahrungen und medizinischen Folgen keineswegs so klar sei, wie bisher angenommen. Die Auslöser depressiver Störungen irakischer Asylanten etwa seien, so Summerfield, eher schlechte soziale Unterstützung als Foltererlebnisse in ihrer Heimat.

Krieg sei kein "privates Erlebnis" - das Schwergewicht der Hilfe solle daher auf soziale Restauration eher als auf medizinische Intervention gelegt werden, auch wenn oder gerade weil es noch viele Fragen zur Reaktion des Menschen auf Streß, Trauer oder kulturelle Entfremdung nach Konflikten gäbe. "Die komplexe Wechselwirkung einer Kultur und ihrer mentaler Gesundheit verhindert die simple Projektion von Ergebnissen auf andere Kulturen", schließt Summerfield seine Wissenschaftskritik.

© medizin.at

 

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