Nach den schrecklichen Erfahrungen mit Contergan ist Skepsis bei Ankündigung eines neuen Medikaments gegen Übelkeit und Erbrechen in der Schwangerschaft wohl angebracht: Zwar handelt es sich um ein in Europa eingesetztes Medikament, doch ist dieses für den amerikanischen Markt nicht zugelassen. Grund genug, die Studie zu dem unter dem Markennamen Reglan vermarkteten Wirkstoff Metoclopramid in Augenschein zu nehmen.
Übelkeit und Erbrechen sind für die Mehrheit schwangerere Frauen Teil des täglichen Vorbereitungsprogrammes auf kommende Mutterfreuden. Daß darunter die Lebensqualität leidet, versteht sich von selbst. Schon früh wurden daher Kräuter, Wurzeln und andere Naturheilmittel als Erleichterung angewandt (wenngleich die meisten dieser Mittel niemals in klinischen Studien ihre Ungefährlichkeit unter Beweis stellen mussten).
In den 60er jahren kam es schließlich zum Skandal: Contergan, ebenfalls als mildes Mittel gegen Schwangerschaftsübelkeit eingesetzt, verursachte weltweit - am häufigsten in den USA - schlimmste Mißbildungen der Neugeborenen. Die daher rührende Sensibilität ist daher nur zu verständlich.
Nun hat eine neue Studie in israelischen, italienischen und brasilianischen Kliniken die möglichen Nebenwirkungen und Gefahren von Metoclopramid untersucht. Die in der aktuellen Ausgabe des "New England Journal of Medicine" veröffentlichten Ergebnisse scheinen nach Meinung eines der Studienleiter, Dr. Matitiahu Berkovitch vom Assaf Harofeh Medical Center in Zerifin, Israel, positiv:
"Unsere Auswertungen führen uns zu der Annahme, daß die Anwendung von Metoclopramid im ersten Trimester der Schwangerschaft wahrscheinlich nicht mit einem erhöhten Risiko fötaler Mißbildungen, Fehlgeburt oder verringertem Geburtsgewicht assoziiert sind".
Schwangerschaft und Neugeborenes von 126 Frauen, die Metoclopramid anwandten, wurden mit einer gleich großen Kontrollgruppe vergleichen, die als ungefährlich eingestufte Medikamente gegen Übelkeit einnahmen: "Die Mißbildungsrate bei der Einnahme von Metoclopramid lag innerhalb der normalen Bandbreite (1-5%) und war für beide Gruppen gleich", erklärten Berkovitch und Kollegen.
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