"Wenn du glaubst, es geht nicht mehr, kommt von irgendwo ein Lichtlein her" - dieser alte Kinderspruch könnte bei der Bekämpfung von bereits antibiotikaresistenten Infektionserkrankungen wahr werden. Herrschte noch bis vor Wochen Ratlosigkeit, könnte nun das gewonnene Verständnisses der Struktur des Ribosoms den Weg zu wirksameren Medikamenten auch gegen resistente Infektionen ebnen.
"Wie die Ersteigung des Mount Everest", so die beteiligten Wissenschafter, sei das in der aktuellen Ausgabe des Journals "Science" publizierte Ergebnis einzuschätzen. Für nicht an Bersteigen Interessierte: Es war eine außergewöhnliche Leistung...
Die Ehre gebührt Dr. Thomas Seitz, Professor für Molekulare Biophysik und Biochemie und Dr. Peter Moore, Professor für Chemie, beide Eugene Higgins Univ. Ein Forscherteam der Laboratorien der Yale Universität bestimmte unter ihrer Leitung "die >ribosomalen Subeinheiten (sub-units)<, diese größte einzigartige Struktur: Wir haben festgestellt, daß das Ribosom ein Ribozym ist, ein Enzym also, in dem Katalyse mittels RNA ablaüft und nicht, wie angenommen durch Proteine".
Was nun ist das Ribosom? Es ist - bestehend aus 2 Untereinheiten - jene Zellstruktur, die verantwortlich ist für die Synthese von Proteinmolekülen in allen Organismen. Den Forschern eröffneten sich damit nicht nur neue Einsichten in die Evolution, ihre Erkenntnisse werden vielmehr bedeutenden Einfluß auf die Entwicklung der medizin haben: Immerhin ist das Ribosom der Ansatzpunkt für die Arebit von Antibiotika im Organismus.
"Nun können wir die exakte Struktur der sub-units auch mit "angedockten" Antibiotika feststellen und Medikamente nach dieser Struktur-basierenden Methode entwickeln", erklärt Steitz. Nach diesem Muster konnten schon die HIV-Proteasehemmer entwickelt werden. "Mit diesem Wissen sollte es möglich sein, neue Inhibitoren für Funktionen des Ribosoms zu entwickeln und damit bakterielle Infektionen zu kontrollieren, die derezit bereits Antibiotikaresistent sind", hoffen die Wissenschafter.
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