Über das Lernen machen sich viele Menschen erst dann Gedanken, wenn die Kinder Probleme in der Schule haben oder die beruflichen Anforderungen die Grenzen der eigenen Leistungsfähigkeit übersteigen. Vom 16-19 September findet in Magdeburg das X. Internationale Neurobiologische Symposium zu Mechanismen von Lernen und Gedächtnis statt.
In späteren Lebensjahren tragen Demenz-Erkrankungen dazu bei, daß neu erworbenes Wissen nicht mehr so leicht "haften bleibt". Ziel der experimentellen
Neurowissenschaften im "Jahrzehnt des menschlichen Gehirns" ist es, die
biologischen Grundlagen des Lernens zu verstehen, um bessere Diagnose-
und Therapieverfahren bei Störungen der geistigen Leistungsfähigkeit in
jedem Alter anbieten zu können.
"Die Ergebnisse der Hirnforschung haben gezeigt, daß Lernen ein Prozeß der fortwährenden Umgestaltung des Gehirns ist", so Prof. Scheich vom Institut für Neurobiologie in Leibniz. Die ständigen Veränderungen reichen von molekularen Umbauprozessen in einzelnen Nervenzellen bis zum Neuarrangement ganzer Netzwerke. Das Gehirn besitzt dadurch eine Flexibilität beim Lernen, Speichern und Erinnern, die grundsätzlich verschieden ist von heute bekannten technischen Systemen.
Es kann Funktionsausfälle aufgrund von Hirnschädigungen durch intensives
Training teilweise ausgleichen, indem sich das Netzwerk neu organisiert
oder andere Hirngebiete die ausgefallene Funktion übernehmen.
Diese, als Plastizität bezeichnete, Umgestaltungsfähigkeit des Gehirns
ist ein Themenschwerpunkt der neurowissenschaftlichen Tagung. Diskutiert
wird u.a. die Rolle der so genannten frühen Gene, die strukturelle
Veränderungen an den Kontaktstellen zwischen zwei Nervenzellen
(Synapsen) anstoßen. Weitere Vorträge behandeln die Bedeutung von
Emotionen für das Lernen und Erinnern und die Rolle bestimmter
Hirngebiete für Hören und Verstehen von menschlicher Sprache.
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