Wie und wann die menschlichen Hoden ihren Weg aus dem Unterleib in ihre Position im Hodensack finden, darüber konnte über 100 Jahre die anatomische Forschung keine dezitierten Ergebnisse liefern. Deutsche Forscher schaffen nun Klarheit.
Bisherige Ergebnisse waren fehlerbehaftet, da sie auf Untersuchungen an
Tieren beruhten. Erst die Betrachtungen der Entwicklungsstadien menschlicher Föten klärten die Fragen, wann die Hoden herabsteigen, wie und wann das Leitband des Hodens entsteht und wie Nebenhoden und Samenleiter in ihre Position gelangen.
Ebenso klärten Klaus Barteczko, wissenschaftlicher Zeichner, und Dr. Monika Jacob die Entstehung zweier gonadaler Bänder bei der Frau, die zum Halteapparat der Ovarien gehören.
Die Anlagen für Eierstöcke und Hoden senken sich gleichermaßen herab, beim
weiblichen Embryo erreichen die Ovarien ihre Position schon recht früh. Das Schicksal des Leitbandes teilen die Forscher in 5 Phasen, von der Entstehung in der 1., dem starken Wachstum in der 2., ersten sexuell unterschiedlichen Entwicklungen in der 3. Phase bis hin zum Weg in den Hodensack.
In keiner Phase verbindet das Leitband die Hoden mit dem Boden des Hodensacks; daraus folgt, daß die Hoden nicht durch eine Verkürzung des Leitbandes in den Hodensack hineingezogen werden. Das Leitband hat demnach verschiedene Funktionen, zB. weitet es durch seine Verdickung den Leistenkanal, durch den die Hoden den Unterleib verlassen.
K.J. Barteczko, M.I. Jacob:
The Testicular Descent in Human. Origin, Development and Fate of the Gubernaculum Hunteri, Processus Vaginalis Peritonei, and Gonadal Ligaments.
(= Advances in Anatomy, Embryology and Cell Biology 156)
Berlin, Heidelberg, New York, Springer 2000, ISBN 3-540-67315-6
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