Kanzerogene Stoffe reagieren mit der Erbsubstanz und bewirken so unkontrolliertes Zellwachstum. Gerätetechnische Entwicklungen machen es nun möglich, die Reaktionsprodukte zu erfassen und damit das Krebsrisiko des Einzelnen zu bestimmen.
Entsteht eine bösartige Erkrankung durch Chemikalien, so verwandelt oft der Organismus den Auslöser enzymatisch in eine krebserzeugende Verbindung.
Enzyme können bei Menschen unterschiedlich aktiv sein, daher reagieren, bei gleicher Einwirkung, nicht alle mit der typischen Krankheit.
Für Stoffwechselwege stehen oft mehrere Enzymsysteme zur Verfügung, die
unterschiedlich aktiv sein können. Zusammenhänge zwischen Einwirkungen
und Erkrankungen sind also schwer zu erkennen, weil Überempfindlichkeiten auftreten können, die trotz geringer Expositionen eine Erkrankung auslösen.
Allerdings ist die vollständige Aufklärung aller relevanten Enzymsysteme noch lange nicht möglich.
Wird die Aktivität einzelner Enzyme - beispielsweise durch ein genetisches Screening - bewertet, so besteht einerseits die Gefahr, die Bedeutung eines Enzyms zu überschätzen. Andererseits darf nicht vergessen werden, daß jede Methode fehlerbehaftet ist. Der Vorhersagewert für das Erkrankungsrisiko ist meist schlechter als allgemein angenommen. Diesbedeutet, daß Personen gar nicht so selten mit fehlerhaften Bewertungen der Ergebnisse einer genetischen Untersuchung konfrontiert werden. Eine "Vorsorgeuntersuchung" erscheint daher, abgesehen von ethischen Bedenken, wenig sinnvoll.
Da das gesamte Erbgut in jeder Zelle vorhanden ist, untersuchte man in der Vergangenheit leicht zugängliches Material wie Blut. Ungelöst ist die Frage, ob und in welcher Weise so gewonnene Erkenntnisse auf andere Organe übertragbar sind: Kanzerogene Substanzen entfalten ihre Wirkung meist in einem bestimmten Organ: Rauchen führt zu Lungenkrebs, Schimmelpilzgifte verursachen Leberkrebs, Benzol bewirkt Blutkrebs und Alkohol zieht Mundboden- und Speiseröhrenkrebs nach sich.
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