Neues und wenig Erfreuliches aus der Forschung zu Prionenerkrankungen (z.B. BSE):
Scheinbar gesundes Vieh kann durchaus hochinfektiös sein: Englische Wissenschafter entdeckten Mäuse, die symptomfrei leben und dennoch andere Tiere anstecken können. Auch mußten bisherige Annahmen zur Überwindung der Artengrenze falsifiziert werden...
John Collinge und sein Team vom "Imperial College School of Medicine at St. Mary's Hospital" in London fanden heraus, daß mit Hamster-Scrapie infizierte, jedoch symptomfreie Mäuse, genügend Prionen aufwiesen, um andere Tiere zu infizieren. Dies deutet auf die Möglichkeit hin, daß scheinbar gesundes Vieh BSE-infiziert sein könnte und liefert neue Einblicke in die Natur der Prionenerkrankungen.
Bisher nahm man an, daß infizierte Tiere der Erkrankung, wenn auch nach einer langen Inkubationszeit, erliegen oder immun sind. Die Entdeckung, daß Mäuse mit großen Prionen-Mengen in ihren Gehirnen leben können und gesund bleiben, wirft die Frage auf, ob Prionen tatsächlich die alleinigen Verursacher der Erkrankungen sind.
Viele Formen der spongiformen Encephalopathien (schwammige Struktur der
Hirnrinde, Kennzeichen für Prionkrankheiten) können die Artensperre überwinden, in einigen Fällen scheint die Artensperre unüberwindlich. So schlossen frühere Arbeiten, daß Mäuse durch Hamster-Scrapie nicht infiziert werden können.
Doch sie irrten...
Collinge injiziierte Hamster-Scrapie in die Gehirne von 18 jungen Mäusen. Wie erwartet, entwickelte keine der Mäuse Scrapiesymptome, die meisten starben nach 2-3 Jahren an natürlichen Ursachen. Trotz ihrer guten Gesundheit fanden sich allerdings in den Gehirnen aller 10 Mäuse, die die Injektion um mehr als 659 Tage überlebten, große Prionen-Mengen. Um zu überprüfen, ob diese Mäusegehirne infektiös waren, impften die Forscher gesunde Mäuse mit dem Gehirngewebe eines Tieres. Alle Mäuse dieser Versuchsgruppe entwickelten binnen 4 Monaten Scrapie.
Die Resultate werfen Fragen darüber auf, wie Prionen Krankheit
verursachen. Collinge erklärte dem "New Scientist", der einen Bericht
über die ursprünglich in "PNAS" erschienene Arbeit brachte: "Warum haben
die 660-Tage alten Mäuse keine Symptome gezeigt, wenn sie so viele
Prionen trugen, wie 100-Tage alte Mäuse, die an der Erkrankung starben?"
Collinge glaubt, daß es chemische Faktoren geben könnte, die die Prionen
beeinflussen oder durch die Geschwindigkeit mit der sich die Prionen
vermehren beeinflußt werden.
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