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Bericht: Transarterielle Embolisation - Gebärmutterentfernung zu 25% vermeidbar

15.09.2000

Der Radiologe OA Dr. Waldenberger und der Gynäkologe Univ.-Prof. Dr. Marth präsentieren Methoden der organerhaltenden Behandlung von Gebärmuttermyomen: Ein Viertel der Hysterektomien bei Gebärmuttermyomen sind dadurch vermeidbar, meinen die Mediziner.

An der Universitätsklinik Innsbruck wird bei Gebärmuttermyomen neben gängigen Behandlungsmethoden das schonende Verfahren der transarteriellen Embolisation angeboten. Es handelt sich um ein minimalinvasives Verfahren, das den Tumor von der Blut- und Sauerstoffversorgung abschneidet, also „aushungert“. Das Verfahren könnte ein Viertel aller in Österreich durchgeführten Hysterektomien ersetzen.

Jede 3. Frau ab 35 ist von Myomen betroffen, es handelt sich um gutartige Geschwulste in der Muskelwand der Gebärmutter. Aufgrund von Größe oder Lage des Myoms kann es zu Schmerzen und starken Blutungen kommen, weiters sind verstärkte menstruelle Krämpfe, Rücken- und Beinschmerzen, Schmerzen während des Geschlechtsverkehrs, häufiges Urinieren sowie Verstopfungen und Blähungen möglich.

Die Behandlung mit Hormonpräparaten hat sich als wenig effektiv herausgestellt und führt zu einem künstlichen Wechsel und den damit verbundenen Beschwerden. Alternativ stand bisher nur ein chirurgischer Eingriff zur Verfügung, bei dem das Myom (Myomektomie) oder, wenn viele Myome vorhanden sind, die gesamte Gebärmutter (Hysterektomie) entfernt wird. Bei 10-20% der Myomektomien treten neuerlich Myome auf, die nur mittels Hysterektomie behandelt werden können, da eine Wiederholung der Myomektomie nicht sinnvoll ist.

Die Hysterektomie zählt zu den häufigsten schweren Operationen in Österreich: „Da es sich bei der Hysterektomie um einen schweren Eingriff handelt, sind wir bemüht, möglichst wenige Frauen auf diese Weise zu behandeln, was uns angesichts der Entwicklung von alternativen Verfahren auch zunehmend gelingt“, erklärt Marth. Und zu den psychischen Auswirkungen: „Die Entfernung der Gebärmutter wird häufig als Verlust der Integrität als Frau empfunden.“ Mit der transarteriellen Embolisation gibt es nun eine organerhaltende Alternative, die auch bei mehreren Myomen erfolgreich ist. Die, das Myom versorgenden, Arterien werden blockiert, das Myom von der Blut- und Sauerstoffversorgung abgeschnitten.

Dr. Waldenberger: „Wir wenden das Verfahren seit Dezember 1999 erfolgreich an. Als Radiologen sind wir im Normalfall nicht die erste Anlaufstelle für Frauen mit Beschwerden im Gebärmutterbereich. Daher – und aufgrund der geringen Bekanntheit des Verfahrens – werden noch sehr wenige Patientinnen auf diese schonende Weise behandelt. Durch die gute Zusammenarbeit mit den Gynäkologen ist es uns in Innsbruck aber gelungen, Frauen mit Gebärmuttermyomen eine zusätzliche, besonders effektive Therapie anzubieten.“

Die Embolisation von Arterien wird seit 20 Jahren praktiziert um Blutungen nach Geburten zu behandeln. Bei Gebärmuttermyomen wird die Prozedur seit 1997 an der Universität Los Angeles angewandt, zahlreiche Studien belegen den Erfolg: Bei 78-94% der Frauen konnte ein signifikanter oder totaler Wegfall von Schmerzen und Symptomen erzielt werden, bislang war bei keiner Patientinnen ein abermaliger Eingriff nötig. Im Unterschied zur Myomektomie ist eine Wiederholung des Eingriffs aber grundsätzlich möglich. Die transarterielle Embolisation kann bei allen Myomarten, mit Ausnahme des „gestielten Myoms“, angewandt werden. „Insgesamt gehen wir davon aus, daß rund 25% aller Hysterektomien durch eine Embolisation ersetzt werden können“, bewertet Waldenberger das Verfahren.

Auswirkungen auf die Fruchtbarkeit lassen sich mangels Langzeitstudien noch nicht exakt beurteilen, es sind jedoch mehr als 12 Schwangerschaften nach dieser Behandlung dokumentiert. Auch Patientinnen, die eine Embolisation aufgrund von Blutungen nach der Geburt hatten, konnten wieder erfolgreich schwanger werden.

Die häufigsten Nebenwirkungen (Krämpfe und Fieber) können gut behandelt werden. Insgesamt dauert die Erholungsphase 1-2 Wochen, viele Patientinnen kehren aber bereits innerhalb der ersten Woche wieder an ihren Arbeitsplatz zurück.

© medizin.at

 

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