Das Pankreaskarzinom zählt auch heute noch als die Krebserkrankung mit der höchsten Sterberate.
Forscher konnten jetzt nachweisen, daß das Gen DPC4 die Neubildung von Blutgefäßen hemmen kann. Das Gen wurde bereits 1996 für die Entstehung von Bauchspeicheldrüsenkrebs mitverantwortlich gemacht, da es im bösartig veränderten Gewebe häufig fehlt.
Die jetzt gezeigte Funktion von DPC4 entschlüsselt den zugrundeliegenden Mechanismus: Geht im entstehenden Tumor das DPC4 verloren, kann der Tumor neue Blutgefäße bilden (Angiogenese). Der Bochumer Wissenschaftler Privatdozent Dr. Stephan Hahn entdeckte ein Gen, das bei der Entstehung von Bauchspeicheldrüsenkrebs eine wichtige Rolle spielt.
Dieses Gen, DPC4 (Deleted in Pancreatic Carcinoma) oder Smad4, fand sich in der Hälfte der untersuchten Tumoren nicht oder lag in veränderter Form vor. Da der Verlust der normalen Funktion dieses Gens offenbar zur Tumorbildung beiträgt, wurde DPC4 als "Tumorsuppressor" (Wachstumsbremse) klassifiziert.
Dr. Schwarte-Waldhoff, Dr. Hahn und Prof Schmiegel, Direktor der Medizinischen Universitätsklinik der Ruhr-Universität Bochum fanden jetzt, daß das DPC4-Gen die Angiogenese steuert und so das Wachstum des Tumors beeinflußt. "Im normalen Gewebe werden Blutgefäße durch eine genau kontrollierte Balance von stimulierenden und hemmenden Faktoren in einem Ruhezustand gehalten."
Verlieren Tumorzellen jedoch das DPC 4-Gen, so steigt in diesen Zellen die Rate von Gefäßneubildungen, erklärt Schwarte-Waldhoff. In Zusammenarbeit mit Prof Bouck aus Chicago konnte sie zeigen, daß Tumorzellen so die Neubildung von Blutgefäßen induzieren. Diese Funktion von DPC4 steht im Einklang mit dem kürzlich erhobenen Befund, daß das Gen beim Übergang von gutartigen
Tumorvorstufen in bösartige Veränderungen inaktiviert wird.
Die Ergebnisse könnten helfen, Strategien zur Frühdiagnose von Bauchspeicheldrüsenkrebs zu entwickeln und stellen möglicherweise eine Grundlage zur Entwicklung neuer Therapien dar: So könnte die Einschleusung des intakten DPC4-Gens das Tumorwachstum stoppen. Hier gibt es allerdings noch methodische Probleme. Auch der Einsatz von Substanzen, die die Angiogenese hemmen, scheint erfolgversprechend. Die Arbeit wurde in "PNAS" veröffentlicht.
Die Operation ist der bisher einzig mögliche Heilungsweg, meist ist jedoch zum Zeitpunkt der Diagnose die Krebserkrankung schon so weit fortgeschritten, daß der Tumor nicht mehr operativ entfernt werden kann.
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