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Übergewicht als Schicksal?

21.09.2000

Erkenntnisse zur kognitiven Steuerung des Essverhaltens: Fettleibigkeit beeinträchtigt nicht nur die Gesundheit, sondern ist auch ein soziales Stigma. Zusätzlich leiden Fettleibige unter Schuldzuweisungen, die herrschende Meinung ist, daß sie sich nur etwas zusammenreißen müßten, um abzunehmen.

Prof. Stroebe vertritt die These, daß die meisten Übergewichtigen mittel- und langfristig keine Chance haben, ihr Gewicht durch Diäten dauerhaft zu reduzieren und wird seine Erkenntnisse am 42. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Psychologie vom 24.-28. September in Jena präsentieren.

Man schätzt, daß in Europa 10-20% der Bevölkerung fettleibig sind - Tendenz steigen. Es gilt als erwiesen, daß Fettleibigkeit die Lebensdauer, durch Herz- und Kreislauferkrankungen, Schlaganfälle und Diabetes, verkürzt. Ebenso schwerwiegend wie die gesundheitlichen sind die sozialen Folgen der Fettleibigkeit, besonders für Frauen.

Amerikanische Untersuchungen zeigen, daß fettleibige Frauen schwieriger einen Ehepartner finden, bei gleicher Motivation und Fähigkeit geringere Chancen haben, an Eliteuniversitäten zugelassen zu werden und im Berufsleben unter Diskriminierung leiden. Angesichts dessen kann es kaum überraschen, daß ein erheblicher Teil der Bevölkerung versucht, durch gewichtsreduzierende Diäten abzunehmen.

Der Gewichtsverlust liegt jedoch meist unter den Erwartungen und der Erfolg ist oft von kurzer Dauer. Die überwiegende Mehrheit landet bald wieder bei oder sogar über dem Ausgangsgewicht. Viele Menschen führen daher immer wieder gewichtsreduzierende Diäten durch, um zu "gezügelten Essern“ werden.

Je häufiger man jedoch versucht, abzunehmen, umso weniger hat man damit Erfolg. Für dieses Paradoxon sind vermutlich biologische und psychologische Prozesse verantwortlich. Tierversuche lassen vermuten, daß sich bei wiederholtem ab- und zunehmen die Effizienz der Energieverwertung des Organismus erhöht. Auch verändere sich die Regulation des Eßverhaltens. Die bewußte Steuerung des Eßverhaltens funktioniere nämlich viel schlechter als die biologische durch Körpersignale (Hunger- und Sättigungsgefühl), erklärt Stroebe.

Dadurch, daß Hungergefühle häufig unterdrückt werden, kommt es zu einer "Ungefühligkeit" gegenüber den körperlichen Signalen, die normalerweise das Essverhalten regeln. Obwohl die kognitive Steuerung an sich gut funktioniert, ist sie störanfälliger als die automatische Steuerung über körperliche Signale.

Jede Beeinträchtigung der Fähigkeit oder Motivation von gezügelten Essern, ihre Nahrungsmittelaufnahme zu überwachen (z.B. Alkohol, starke Emotionen), bewirkt, daß man zu viel ißt. Dies wiederum kann zur Folge haben, daß die Diät unterbrochen oder aufgegeben und sehr viel gegessen wird.

"Es gibt erste Belege dafür, daß fettleibige Menschen, die eine fettarme, aber kohlehydratreiche Diät essen, langfristig Gewicht verlieren, auch wenn sie essen, soviel sie wollen. Übergewicht ist auch das Ergebnis eines Ungleichgewichts im Energiegleichgewicht. Dieses Ungleichgewicht kann man nicht nur über die Input-, sondern auch die Outputseite verbessern. Man muß nicht gleich Joggen, auch weniger Autofahren und mehr laufen kann zu Gewichtsreduktionen beitragen", erklärt Stroebe.

© medizin.at

 

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