Witwen droht Mangelernährung: Mehr Fast-food, weniger frisches Gemüse kennzeichnen einen Speiseplan, der oft von mangelndem Interesse an neuen Alltagsroutinen geprägt ist: Der Familienstand hat einen Einfluss auf Gesundheit und Langlebigkeit, das sind die Ergebnisse der kürzlich veröffentlichten „Rural Nutrition and Health Study“ (nutritional Self-Management of Elderly Widows in Rural Communities. Gerontologist 30(2000)86-96).
Witwenschaft ist das Ergebnis einer längerfristigen Umstellungsphase im Leben, die häufig durch die finale Erkrankung des Ehemannes und seiner Pflege charakterisiert ist. Bereits in dieser Phase kommt es laut der Studie zu Veränderungen von Essgewohnheiten und Ernährung. Jede Frau verarbeitet den Tod Ihres Ehepartners unterschiedlich. Jene, die die Veränderung als erhebliche Verunsicherung empfinden und keinen Sinn mehr im Kochen und Essen sehen, essen weniger und einseitig, so Klaudia Hörist vom Deutschen Institut für Ernährungsmedizin und Diätetik.
Frauen, die weiterhin regelmäßig soziale Kontakte suchen und in der Gemeinschaft essen, zeigen keine Veränderungen des Essverhaltens. Einige Studienteilnehmer sind deutlich häufiger auf Fast-Food ausgewichen, was erhebliche Gefahren der Unter- und Fehlernährung, insbesondere bezogen auf den Fett- und Kochsalzkonsum in sich birgt. Für einen Teil der Frauen bedeutet der Tod des Mannes auch ein wirtschaftliches Problem, kommen körperliche Behinderungen dazu, können sie zur Einschränkung der ausgewogenen Ernährung führen. Witwenschaft sollte demnach als Risikofaktor für Mangelernährung im Alter gewertet werden, so Hörist weiter.
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