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Bericht: Sport in der Schmerztherapie

29.09.2000

Sport und regelmäßige Bewegung führen zu einem positiven Körpergefühl und einer ausgeprägten Körperwahrnehmung. Dies ist die Basis für Schmerzanalyse und Schmerzbewältigung. In der Orthopädie veranlassen Sport und Bewegung die Patienten dazu, den Schmerz selbst und die damit verbundenen körperlichen Funktionen zu hinterfragen und zu analysieren.

Bewegung fördert die Wahrnehmungsfähigkeit und eine aktive Haltung dem Schmerz gegenüber. Körperliche Aktivität stellt somit eine Form der Annäherung an den eigenen Körper und das Schmerzgeschehen dar. Zu dieser Erkenntnis gelangt Dr. Kleinert in seiner, an der Universität Köln durchgeführten Untersuchung.

Eine Bewegungstherapie zur Annäherung an Schmerz und Krankheit sollte nach Ansicht Kleinerts grundsätzlich in Zusammenarbeit mit Medizinern, Sportwissenschaftlern und Sportpsychologen konzipiert und durchgeführt werden, in der Sporttherapie sollten funktionelle Übungsziele durch wahrnehmungsorientierte Zielsetzungen ergänzt werden.

Kriterium Selbstbild
Patienten mit stark körperbezogenem Selbstbild versuchen Schmerz häufig durch Bewegung und Sport zu bewältigen. Der Sport hilft ihnen bei der Analyse des Schmerzes und dient als Therapie gegen oder als Ablenkung vom Schmerz. Sportler mit ausgeprägtem Körperbewußtsein schätzen die positive Wirkung des Sports auf ihre Schmerzen wesentlich höher ein als weniger sportliche Patienten:

Sie sehen den Sport als Möglichkeit, ihren Schmerz näher zu ergründen und positiv auf ihn einzuwirken. Die meisten Patienten teilen jedoch die Auffassung, daß Sport auch zum Schmerzauslöser bzw. -verstärker werden kann. In Bezug auf körperliche Aktivität gilt es, das Risiko und das therapeutische Potential gegeneinander abzuwägen.

Erst den Körper einschätzen lernen...
Sport allein ist aber kein Garant für die Schmerzbewältigung, wichtig ist die Entwicklung einer körperbewußten Einstellung. Für die Schmerztherapie erweisen sich die Programme als besonders wirksam, in denen Entspannungs- und Bewegungsübungen integriert sind. Dazu gehören Übungen, die die Förderung von Beweglichkeit und Kraft mit dem Kennenlernen von Körpersignalen und dem Einschätzen der eigenen Belastbarkeit verbinden.

In Bezug auf die Schmerzintensität lassen sich unterschiedliche Bewältigungsmethoden nachweisen. Patienten mit niedriger Schmerzstärke beschäftigen sich mit dem Schmerz in der Regel weniger und verwenden weniger häufig Verhaltensweisen der Spannungs- bzw. Schmerzkontrolle als Patienten mit mittlerer und hoher Schmerzstärke. Bei starken Schmerzen besitzt der Bewertungs- und Interpretationsprozeß in der Schmerzbewältigung eine besonders hohe Bedeutung. Fällt die Einschätzung der eigenen Möglichkeiten zur Schmerzbewältigung gering aus, so wird externer Hilfe (medizinische und medikamentöse Behandlung) vertraut.

Bildung und Erfahrung beeinflussen Therapieeffizienz
Auch demographische Faktoren wirken sich auf den Umgang mit Schmerzen aus. So hat ein Vergleich zwischen Arbeitern und Angestellten ergeben, daß Angestellte wesentlich häufiger Entspannungstechniken anwenden. Patienten mittleren Alters wenden verstärkt Entspannungstechniken und mentale Übungen an, um den Schmerz zu bewältigen. Wird die vorangegangene Therapieerfahrung berücksichtigt, so läßt sich sagen, daß bei steigender Therapieerfahrung die gedankliche Annäherung an den Schmerz und die Fähigkeit zur Schmerzbewältigung ausgeprägter sind.

Eine Therapie kann sich demnach in vielen Fällen ausgesprochen positiv auswirken und den Patienten hin zu einer selbst gesteuerten Schmerzbewältigung führen. Umfangreiche therapeutische Erfahrung kann allerdings, wenn sie nicht optimal verläuft, ebenso negative Folgen haben. Sie führt dann zu einem passiven, auf die Hilfe von Ärzten und Medikamenten gestützten Bewältigungsverhalten.

© medizin.at

 

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