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Nervenzellen: Verleimte Informationswege

02.10.2000

Gliazellen leimen nur die zum Gehirn führenden Nervenzellen aneinander. Daß dies eine krasse Unterschätzung ihrer Rolle sein dürfte, wurde nun offenbar: Den Ergebnissen einer Forschungsgruppe der Universität Kaiserslautern folgend könnten die nach dem griechischen Wort für Leim benannten Zellen zentrale Elemente der Informationsverarbeitung sein.

Prof. Dr. Joachim Deitmer, Studienleiter, schätzt es als "Quantensprung in der Neurobiologie" ein, falls das beobachtete Phänomen auch in Gehirngewebe nachgewiesen werden könnte". Die Aufgabe der auch einen Großteil der Gehirnzellen bildenden Gliazellen als Helfer an den Informationswegen dürfte besonders an den Synapsen eine wichtige sein:

Hier wird der dünne Spalt, der die Nervenzellen voneinander trennt und die direkte Impulsübertragung unterbindet, durch Botenstoffe überbrückt, die - von der ersten Zelle ausgeschüttet - in der nachfolgenden Zelle Impulse erregen. Die Zusammensetzung der Botenstoffe in diesem Nervenspalt wird, so zeigt die Studie, von den Gliazellen kontrolliert: Sie entfernen bestimmte Botenstoffe und verhindern so eine Dauererregung der jeweils nachfolgenden Nervenzellen.

Zudem scheinen die Gliazellen auch mit den Neuronen in direkten synaptischen Kontakt, wobei schon eine geringe neuronale Erregung eine Änderung des Membranpotentials der Gliazellen zur Folge hat. Auch die intrazelluläre Freisetzung von Kalzium als Reaktion auf Neurotransmitter (etwa Glutamat) kann sich langsam auch auf benachbarte Gliazellen auswirken: Das dort freigesetzte Glutamat wiederum erregt benachbarte Nervenzellen.

Bislang war diese Funktion der Gliazellen nicht bekannt. Die Ergebnisse über die bedeutende Funktion der Gliazellen in der Kontrolle der Impulsweiterleitung könnten das Verständnis der Gehirnfunktion sowie neurologischer Erkrankungen revolutionieren.

© medizin.at

 

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