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Gütesiegel für Medizin online?

02.10.2000

Daß das Internet ein getreues Abbild unserer Welt ist, wird unter anderem daran deutlich, daß es auch im virtuellen Raum nicht an Scharlatanerie, Fehlinformation und Oberflächlichkeit mangelt: Der Bereich "Medizin" macht da keine Ausnahme: Aktuellen Studien zufolge sind 80 Prozent der angebotenen Information zumindest "nicht korrekt". Nun werden Kontrollen und Gütesiegel erwogen.

"Unvollständig, veraltet oder einfach falsch" Dr. Günther Eysenbach, Leiter der Forschungsgruppe cybermedicine der Universität Heidelberg, fand anlässlich des 3. European Health Forum in Bad Gastein deutliche Worte zu Medizin im Netz. "Das Internet macht Informationen für jeden, der Internetzugang hat, erreichbar. Zugang zu Information kann sehr wohl 'empowerment' bedeuten, das es den Patienten ermöglicht, informierte Entscheidungen zu treffen und mehr Verantwortung für die eigene Gesundheit zu übernehmen. Die Qualität informierter Entscheidungen hängt aber von der Qualität verfügbarer Informationen ab."

Natürlich, so Eysenbach, könne Information gesetzlich geregelt werden; dies sei aber aufgrund der grenzüberschreitenden Natur und dem Mangel an Kontrollmöglichkeiten über Angebot und Nutzung von Informationen im Internet problematisch. Außerdem stelle sich die Frage danach, wie "wünschenswert eine solche Lösung in demokratischen Gesellschaften ist."

Hingegen kann Eysenberg sich alternativ eine Beurteilung der Informationsangebote durch Dritte in Kombination mit einer freiwilligen Selbstkontrolle vorstellen. So könnten entsprechende Qualitätskriterien - so sie denn von unabhängigen Organisationen erstellt und evaluiert werden - für Konsumenten Hilfestellung bieten. Dafür haben Organisationen wie die Schweizer 'Health on the Net Foundation' (http://www.hon.ch ) und die amerikanische 'Internet Healthcare Coalition' eine Reihe von Qualitätskriterien für Websites erstellt (Auswahl):



- Autorität: Qualifizierte Fachleuten oder Laien, sofern gekennzeichnet
- Komplementarität: Information auschließlich Ergänzung ärztlicher Behandlung
- Vertraulichkeit muß gewährleistet sein
- Attribution: Information nur unter Quellenangabe
- Rechtfertigung: Behandlungsresultaten durch relevante Evidenz belegt
- Transparenz: Kontaktinformationen und Klarstellung finanzieller Interessen
- Verständliche Sprache und behindertengerechte Technolologien
- Beschreibung der Ziele und Inhaltsentwicklung


Informationsqualität liegt im Interesse von Konsumenten ebenso wie Informationsanbietern: Auch die Europäische Kommission fördert Projekte zur Erstellung entsprechender Qualitätskriterien (MedCertain Projekt (http://www.medcertain.org), das wie das Assessed Health Information on the Net von der EU unterstützt wird. So soll ein Gütesiegel für qualitativ hochwertige und vor allem richtige Information vor Online-Kurpfuschern schützen.

© medizin.at

 

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