Das deutsche Bundesministerium für Gesundheit hat seinen Forschungspreis zur Förderung methodischer Arbeiten mit dem Ziel der Einschränkung und des Ersatzes von Tierversuchen an ein Team der Tierärztlichen Hochschule Hannover und des Forschungszentrums Karlsruhe vergeben.
Prof. Nau und DDr. Lampen aus Hannover sowie PD Dr. Göttlicher aus Karlsruhe haben neue in vitro-Methoden entwickelt, mit denen man in einer frühen Phase der Arzneimittelentwicklung Substanzen erkennen kann, die während der Schwangerschaft den Embryo schädigen können. Da die Forscher dafür Zellkulturen einsetzen, vermindert sich die Anzahl später notwendiger Tierversuche.
Zur Zeit werden Arzneimittel und Umweltsubstanzen zum größten Teil im Tierversuch auf ihre Embryo-schädigende (teratogene) Wirkung hin geprüft. Die Substanzen werden trächtigen Versuchstieren während einer bestimmten Entwicklungsperiode verabreicht und die Effekte auf den Embryo untersucht. Fehlbildungen von Skelett und Organen stehen dabei im Mittelpunkt. Die Forscher beschäftigten sich mit dem Medikament Valproinsäure (Antiepileptikum) und Substanzen, die davon abgeleitet sind.
Valproinsäure zu schweren Fehlbildungen des Embryos führen (v.a. zum "offenen Rücken", Spina bifida). Ziel war es, unter den Valproinsäure-ähnlichen Substanzen diejenigen zu erkennen, die teratogen sind, um Alternativen zum bisherigen Medikament zu finden. Die entwickelten Zellkultursysteme geben auch Hinweise auf molekulare Mechanismen der Substanzwirkungen auf den Organismus. Dies sollte zur Entwicklung neuer, sicherer Arzneimittel beitragen, die die gewünschten Wirkungen haben, jedoch ein wesentlich geringeres fruchtschädigendes Potential besitzen.
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