Unfallchirurgen beraten mögliche Komplikationen und Fehler: Wohl einmalig ist das von Leipziger Medizinern unter Leitung von Prof. Josten, Universität Leipzig, einberufene Seminar am 6. und 7.10., in dem Komplikationen und Fehler in der unfallchirurgischen Praxis im Mittelpunkt stehen.
Namhafte Unfallchirurgen Deutschlands kommen zusammen, um Probleme ihrer alltäglichen Arbeit zu thematisieren und Lösungsmöglichkeiten aufzuzeigen. "Denn auch wir Ärzte sind nur Menschen und damit nicht vor Fehlern gefeit. Doch es gehört im Interesse unserer Patienten zu den grundlegensten ärztlichen Aufgaben, Komplikationen aufzuarbeiten und Fehler zu analysieren," so Josten.
Ziel ist das Aufzeigen spezifischer Fehlerquellen bei Diagnosestellung und Behandlung sowie Strategien zu deren Vermeidung, aber auch Komplikationen organisatorischer Art zu benennen, beginnend bei Klinikorganisation und Personalführung bis hin zum Umgang mit gerichtlich relevanten Fällen.
Ausgangspunkt ist die Primärversorgung von Unfallverletzten. "Hier kommt es manchmal zu Fehlinterpretationen der Unfallschwere," stellt Josten fest. So werden leichte Verletzungen übersehen, die dem Patienten später Probleme bringen können oder stark blutende Wunden lenken von anderen, ebenfalls behandlungsbedürftigen, Verletzungen ab.
Im Mittelpunkt stehen weiterhin Verletzungen einzelner Körperteile, bei deren Behandlung häufig diagnostische oder therapeutische Fehler gemacht werden.
Manchmal werden auch Patientengespräche falsch geführt: Beim Patienten wird die Erwartung geweckt, der Arzt operiert, dann wird alles wieder wie früher und ist dann enttäuscht, das dies keineswegs so ist. "Solche Fälle, kommen dann häufig vor Gericht," weiß Josten.
Es genügt auch nicht, einfach ein guter Arzt zu sein, gerade im Krankenhaus werden auch Managementqualitäten erwartet. Der Chirurg hat immer auch eine Führungsposition inne, muß zum richtigen Zeitpunkt die richtigen Anweisungen geben und sich auf seine Mitarbeiter verlassen können. Unterlaufen ihm in der Mitarbeiterführung grundlegende Fehler, wirkt sich das auch auf den Patienten aus.
Alle Probleme werden an konkreten Fällen diskutiert. Darüber hinaus tragen einige Leiter renommierter unfallchirurgischer Krankenhäuser Deutschlands die jeweils fünf häufigsten Fehler in ihren Kliniken vor. Das ist absolut ein Novum, denn schon das Sich-Eingestehen von Fehlern stellt einen wichtigen Schritt dazu dar, sie abzustellen. Prof. Josten: "Noch mehr Zivilcourage erfordert es, wenn diese im Rahmen eines Seminars mit Kollegen offen angesprochen und diskutiert werden."
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