Der Risikofaktor Hypertonie (Bluthochdruck) spielt in Kombination mit anderen Erkrankungen wie beispielsweise Diabetes mellitus eine große Rolle bei der Entstehung der Niereninsuffizienz, erklärt Birgit Bahnsen, vom Deutschen Institut für Ernährungsmedizin und Diätetik.
Bluthochdruck liegt laut WHO-Definition vor, wenn die Werte über 160/95 mmHg liegen. Eine Senkung der Werte auf unter 130/80 mmHg hat einen positiven Effekt
auf die Nierenfunktion. Bluthochdruck ohne Kombination mit anderen Erkrankungen führt selbst bei extrem hohem Blutdruck über längere Zeit
nur in weniger als 3,5% zu einer Niereninsuffizienz (Klag et al. 1996).
Länger bestehende Hypertonie führt zu einem Anstieg des Serum-Kreatinins, wodurch eine Niereninsuffizienz meist verhindert wird (Siewert-Delle et al. 1998). Serumkreatinin ist ein Gradmesser für die Vergiftung durch nachlassende Nierenfunktion. Kommen andere Erkrankungen hinzu, ändert sich das Bild: Bei 40% der Typ-1-Diabetiker und 20% der Typ-2-Diabetiker kommt es zu einer terminalen Niereninsuffizienz. Bei 25% der Patienten mit IgA-Nephropathie, 30% mit membranösen Glomerulonephritis und 40% mit fokal-segmental sklerosierenden Glomerulonephritis kommt es zur Niereninsuffizienz.
Als Maß für die Schädigung der Nieren nimmt man die Mikroalbuminurie und
Proteinurie. Der Grad der Mikroalbuminurie korreliert mit dem Schweregrad der Hypertonie, daher sollten Diabetiker mindestens zweimal jährlich ihren Urin auf Mikroalbumin überprüfen, raten die Experten von D.I.E.T. Bluthochdruckmedikamente bewirken eine Verringerung des systemischen
Blutdrucks und damit auch der Mikroalbuminurie bzw. Proteinurie. Bei 40% der Typ-1-Diabetiker ist aufgrund der genetischen Disposition für eine arterielle Hypertonie mit diabetischer Nephropathie zu rechnen.
Daher sollten Typ-1-Diabetiker mit einer Mikroalbuminurie sowohl intensiviert mit Insulin eingestellt als auch mit ACE-Hemmern behandelt werden, da diese die Mikroalbuminurie effektiv senken. Durch die Normalisierung der Albuminwerte kann eine Progression in die diabetische Nephropathie auf lange Sicht verhindert werden, wie Ravid auch eine Studie an Typ-2-Diabetikern unter Behandlung mit ACE-Hemmern zeigte.
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