Bewahrung der Lebensqualität eher als einfache Lebensverlängerung ist das Hauptziel der Menschen, die Alzheimerkranke pflegen. Sie scheuen auch Therapierisiken nicht, wenn es darum geht, den unaufhaltsamen Fortschritt der Krankheit zu verlangsamen. Eine neue Studie gibt Auskunft zur Frage "Was bedeutet Therapieerfolg?".
70% der befragten Pflegepersonen gaben dem Aufschub unumgänglicher stationärer Pflege den Vorzug vor einem zusätzlichen Lebensjahr für den Kranken. Noch lieber als diese Optionen würden sie die Wahrung von Gedächtnis, Kommunikationsfähigkeit und Lebensfähigkeit im Alltag erreicht sehen.
"Diese Ergebnisse unterstützen uns bei der Therapieentwicklung, denn sie helfen uns die Frage nach der Definition von Therapieerfolg" zu beantworten", meint Studienautor Dr. Jason Karlawish vom Alzheimer's Disease Center des "University of Pennsylvania Health System". Unter dem Aspekt der Unmöglichkeit von Prophylaxe, Heilung und großteils fehlender Selbstentscheidungsfähigkeit der Patienten "sind diese Fragen sehr komplex und schwierig zu beantworten".
Die am 10. Oktober im Journal "Neurology" der American Academy of Neurology publizierte Studie gibt auch über die Risikobereitschaft der Pflegepersonen Auskunft: "Wir beginnen erst jetzt mit der Untersuchung des Begriffes "Lebensqualität" im Zusammenhang mit Alzheimer", meint Karlawish, doch sei sie wohl zentrales Interesse der Beteiligten: "Ohne sie wären Medikamente und Therapien bedeutungslos".
Dafür wurden auch im Rahmen der Befragung Risiken eines hypothetischen Medikaments in Kauf genommen: Von Blutungen bis hin zu lethalen Nebenwirkungen reichte das Spektrum der von immerhin 65% akzeptierten Risken, wenn die erreichte Lebensqualität hoch genug wäre. Hier waren erwachsenene Kinder, Höhergebildete und Berufstätige risikotoleranter als zum Beispiel Ehepartner. Die Forscher waren überrascht: "Wir schätzten die Pflegepersonen als eher schützend ein - offensichtlich aber sind sie gewillt, einen harten Kampf mit harten mitteln zu führen", sinniert Karlawish.
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