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Kommt Exorzismus wieder in Mode?

19.10.2000

Sehen Sie sich hin und wieder Filme wie etwa "Der Exorzist" oder "Besessen" an? Werden Sie dabei eventuell etwas unruhig? Vielleicht mild hysterisch? Nein? Andere offensichtlich schon ... eine neue Studie erklärt, warum Menschen an Unwahrscheinliches glauben.

Dr. Elizabeth Loftus ist Expertin für Gedächtnis- und Lernprozesse und Psychologin an der Washingtoner Universität. Ihr Forschungsinteresse gilt in diesem speziellen Fall den Prozessen, die zu Einstellungsänderungen führen: So schloß sie kürzlich ihre Studie zu "Dämonischer Besessenheit" ab, die in "The Journal of Experimental Psychology: Applied" veröffentlicht wird.

"Ziemlich viele Menschen, die sich diese Exorzismusfilme ansehen, werden davon beeinflusst und entwickeln Symptome von Hysterie - geradezu eine Vollbeschäftigungsgarantie für Exorzisten", meint Loftus, die im Rahmen ihrer Studie 40 von 200 Studenten davon überzeugte, "schon einmal einen Fall von Besessenheit erlebt zu haben". Wie aber konnten diese Glaubens- und Erinnerungsänderungen bewirkt werden?

Einige Schritte waren schon dazu nötig: Den Probanden wurden Artikel mit Beschreibungen von dämonischer Besessenheit und der Generalaussage vorgelegt, daß diese Phänomene häufiger wären, als angenommen. Im zweiten Schritt wurden die Probanden gebeten, ihre Ängste aufzulisten und drittens wurde ihnen erklärt, daß diese Ängste durch Erlebnisse mit Besessenen in ihrer Kindheit hervorgerufen werden könnten.

Alle 200 Probanden waren zu Beginn der Studie davon überzeugt, daß Besessenheit nicht existiere und sie auch in ihrer Kindheit nichts derartiges erlebt hatten. Während der Experimentreihe mussten erst alle Probanden anhand eines Kontrollfragebogens die Plausibilität von Bessesenheitsphänomenen bewerten und Angaben über ihre Kindheit machen. Danach wurden drei Gruppen gebildet, von denen zwei ein Monat später verschiedenen Manipulationsversuchen ausgesetzt wurden.

So wurden mittels Zeitungsartikeln und psychologischen Erklärungen unwahrscheinliche Erlebnisse plausibel gemacht. Dies wurde eine Woche später wiederholt. Nach einer weiteren Woche hatten alle 200 Probanden wiederum den Kontrollfragebogen auszufüllen. Diese Experimente wurden 2 Mal in abgewandelter Form wiederholt.

Die Ergebnisse zeigten, daß 18 Prozent der Teilnehmer am Ende der Versuchreihe von der Existenz anfangs noch als unwahrscheinlich eingestufter Ereignisse und Phänomene durchaus überzeugt waren. Die Kontrollgruppe zeigte hingegen keinerlei Effekt. "Menschen leihen sich Erinnerungen von anderen Menschen und integrieren sie als eigene Erfahrungen. Dies ist ein normaler Gedächtnisprozess", erklärt Loftus eine überraschende Tatsache. Ihre Studie zeige, wie es möglich sei, Menschen unwahrscheinliche Dinge glauben zu lassen: "Dieser Prozess ist normal und kann vielen Menschen passieren - nicht nur jenen, die als verschroben gelten".

© medizin.at

 

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