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Lernen: Genauigkeit vs. Schnelligkeit

02.11.2000

Kinder lernen langsamer als Erwachsene, machen dabei aber nicht mehr Fehler. Außerdem achten Kinder stärker auf Genauigkeit, während Erwachsene mehr Wert auf Schnelligkeit legen. Das sind einige Ergebnisse aus einem Forschungsprojekt der Universität Würzburg, bei dem die Entwicklung von Lernstrategien bei Kindern untersucht wird.

Seit November 1999 haben mehr als 300 Personen an der Untersuchung teilgenommen. Es waren folgende Altersklassen vertreten: 8jährige, 10jährige und Erwachsene. Während dem Test wurde eine nummerierte Karte in der Bildschirmmitte gezeigt und eine entsprechend nummerierte Taste sollte gedrückt werden - also bei Karte 1 immer die Taste 1. Danach wurde die nächste Karte dargeboten usw. Der gesamte Test dauerte etwa 15 Minuten.

Einige Karten erschienen öfter als andere und die Übergangswahrscheinlichkeiten wurden variiert: So kam nach Karte 2 immer die 4 und vor der 4 immer die 2. Über diese Variationen wurden die Teilnehmer vor dem Versuch nicht informiert. Sie sollen nur möglichst schnell und fehlerfrei die richtigen Tasten drücken.

Dr. Martin faßt die bisherigen Ergebnisse zusammen: Was die Reaktionszeit angeht, sind Kinder langsamer als Erwachsene. Achtjährige benötigen durchschnittlich 800 Tausendstel Sekunden für einen Tastendruck, Zehnjährige 600 und Erwachsene 400. Die Fehlerzahlen unterscheiden sich in den drei Altersgruppen nicht voneinander und liegt durchschnittlich vier Prozent.

Die Psychologin fand heraus, daß Kinder zwar lernen, also während des Versuchs immer schneller reagieren und dabei immer weniger Fehler machen, daß sie aber nicht sagen können warum. Erwachsene können erklären, warum sie bei dem Spiel immer besser werden, sie können die Häufigkeiten der Karten oder die Übergänge ausdrücklich benennen. "Das ist ein Entwicklungstrend vom unbewussten Lernen bei Kindern hin zum bewussten Lernen bei Erwachsenen, dem so genannten expliziten Wissen", erläutert Dr. Martin. Es gab keine Unterschiede zwischen Mädchen und Jungen, weder bei der Reaktionszeit, der Fehlerzahl noch beim expliziten Wissen.

Dr. Martin: "Allgemein kann gesagt werden, daß exakte Reaktionszeitmessungen bei Kindern im Grundschulalter sehr gut methodisch durchführbar sind. Kinder achten mehr auf Genauigkeit, ärgern sich bei einem Fehler, und Erwachsene achten mehr auf Schnelligkeit: Sie empfinden Fehler als nicht so schlimm, messen sich aber an der Steigerung der Schnelligkeit. Fazit: Kinder wurden bisher erheblich unterschätzt, Erwachsene überschätzt."

© medizin.at

 

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