Obwohl die Medizin äußerst schnell und effektiv auf die Symptomatik reagieren könnte, bleiben Patientenentscheidungen als gefährdender Verzögerungsfaktor. Das ist das Fazit von 2 Studien, die die Auswirkung der Zeit auf die Behandlung des Gehirnschlages sowie auf die zurückbleibenden Symptome untersuchten.
Die Arbeitsergebnisse der beiden Studien wurden in der aktuellen Ausgabe des Journal “Stoke” publiziert. Beide Studien fokussierten die Weise, auf welche sich Patienten ihrer Symptome wie etwa Kopfschmerzen, Schwindel, Verwirrung, Sprachverlust, Sehstörungen oder Lähmungen „bewußt“ sind sowie die Parameter ihrer Entscheidung, ein Spital aufzusuchen.
Gefahr erkannt - Gefahr gebannt? Das kann dauern...
Emily Schroeder, Autorin einer der beiden Studien: „Die Zeit bis zur Entscheidung, sich behandeln zu lassen, macht den größten Anteil der Spanne zwischen dem Erstauftreten von Symptomen und der Behandlung aus. Trotzdem man schnell auf diese Erkrankung reagieren kann und eine Behandlung in den ersten drei Stunden mittels thrombolytischer Medikamente fast immer zu einem vollständigen Verschwinden der Symptome führen kann, rufen die Patienten erst an, wenn sie die akute Gefahr für sich erkennen – das kann dauern.“
Ins Spital? Oft erst nach 8 Stunden...
Dr. Dexter L. Morris, Leiter der Notfallabteilung an der Univerität North Carolina: „Eine Behandlung innerhalb der ersten drei Stunden garantiert immerhin zu 30% die Chance, nur eine minimale oder gar keine Störung oder Behinderung nach Schlaganfall zu bekommen.“ Die Forscher untersuchten 1207 Patienten aus 48 Notfallambulanzen von Spitälern in ganz Amerika. Die durchschnittliche Verzögerungszeit zwischen Erstauftritt der Symptome und deren Behandlung lag zwischen 4 und 8 Stunden. Diese Zeit wurde oftmals nur dann verkürzt, wenn Dritte die Symptome früher als die Betroffenen erkannten. Der signifikanteste Faktor der Zeitverkürzung jedoch war das Rufen der Rettung.
Auch 3 Stunden sind schon zuviel...
In der zweiten präsentierten Studie mit dem Namen DASH II (Second Delay in Accessing Stroke Healthcare) untersuchten Dr. Schroeder und Kollegen die Mechanismen des Erkennens der Symptome von Betroffenen und Dritter. Sie verfolgten den Weg von 617 Patienten, mit Rettung mit einer Verzögerung von 2,8 Stunden – ohne mit einer Verzögerung von 4 Stunden im Spital eintreffend.
Schroeder: „Sogar die 2,8 Stunden Verzögerung mit der Rettung ist zu lange. Es kann bis zu einer Stunde dauern, um die notwendigen Untersuchungen abzuschliessen.. Dann erst kann eine thrombolytische Therapie angesetzt werden.“ Diese Tests sind deswegen essentiell, da nur der ischämische Schlaganfall mit thrombolytischen Medikamenten behandelt werden kann und darf. Die zweite große Gruppe, die des hämorrhagischen Schlaganfalles – das Einbluten in den Schädel, kann und darf nicht so behandelt werden; es würde zu einer lebensbedrohenden Verschlechterung durch weiteres und forciertes Einbluten kommen.
Und wieder einmal: Mehr Aufklärung gefordert...
“Die Ergebnisse unterstreichen, daß die Notwendigkeit eines breitgefächerten Zugangs für die Behandlung des Schlaganfalles notwendig ist. Der
multidisziplinäre Ansatz von Rettungspersonal, Notärzten und Schwestern
als auch der Neurologen muss als Standard definiert werden,“ so Schroeder.
Dr. Edgar J. Kenton, Vorstand des American Stroke Association Advisory Committee: “Derzeit erreichen nur etwa 5% der Schlaganfallpatienten die Spitäler innerhalb der 3 Stunden. Die meisten Personen kennen nicht die Warnsignale oder realisieren nicht, dass sie sofort ärztliche Hilfe aufsuchen sollen.“ Mit dem militärischen Namen „Operation Stroke“ startete die American Stroke Association eine Initiative zur Aufklärung der Öffentlichkeit.
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