Die Erforschung seltener Erkrankungsformen führt in der Regel zur Entschlüsselung allgemeiner Mechanismen und damit zur Entwicklung von potentiellen Krankheitsmanagement-Strategien: So etwa gelang es Forscher des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) nun, den Krankheits-Mechanismus einer vererbten Nierenkrankheit zu entschlüsseln.
Die Dent'sche Erkrankung, eine seltene, vererbte Nierenkrankheit, wird
durch eine Mutation im Erbgut ausgelöst, Ursache ist ein defekter Chloridkanal. Diese Erkenntnis veröffentlicht Prof Jentschin in der aktuellen Ausgabe von "nature". Damit fanden die Forscher nicht nur die Ursache dieser seltenen Erkrankung, sie konnten auch nachweisen, daß Chloridkanäle eine wichtige Rolle im Zellstoffwechsel spielen.
Die Dent'sche Erkrankung geht mit einer vermehrten Eiweiß- und Kalziumauscheidung über den Urin einher. Dadurch entstehen Nierensteine, Nierenverkalkung und schließlich Nierenversagen. Schon 1998 konnte die Arbeitsgruppe um Prof Jentsch zeigen, daß ClC-5 Chloridkanäle in den Nierenkanälchen vorkommen.
In "nature" präsentieren die Forscher nun ein Maus-Modell, in dem der ClC-5 Chloridkanal ausgeschaltet ist. Sie zeigen, daß diese Mäuse einen Zellfunktionsdefekt in den Nierenkanälchen haben, der die Aufnahme von großen Molekülen und Partikeln in die Zelle durch so genannte Endosomen verhindert. Diese "Verdauungsbläschen" können nicht richtig angesäuert werden, da der fehlende Chloridkanal den Säuretransport behindert. Gleichzeitig ist die Hormonenaufnahme unterbrochen, die normalerweise über die Endosomen aufgenommen werden.
Es kommt zu Konzentrations-Veränderungen dieser Hormone, die den Kalzium- und Phosphatstoffwechsel im Körper beeinflussen. So läßt sich auch die Mehrausscheidung von Phosphat im Mausmodell erklären, die auch bei Patienten auftritt, die an der Dent'schen Erkrankung leiden.
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