Wie war doch gleich der Name? Wie hieß dieses oder jenes? Oft taucht bei solchen Fragen dann eine Reihe von Begriffen im "Hinterkopf" auf, die zwar nicht das Gesuchte, irgendwie aber doch so ähnlich sind... Oder so ähnlich... Sie kennen das?
Wie die Begriffswelt "auf Ihre Zunge" kommt, erklärten die Psychologinnen Lori James von der University of California, Los Angeles, und Deborah Burke vom Pomona College in Claremont, Kalifornien, diese Woche auf der Tagung der
American Psychological Association in Washington DC. Ihre Ergebnisse werden in der aktuellen Ausgabe des "Journal of Experimental Psychology - Learning, Memory and Cognition" publiziert.
Eigentlich sollten die Schlüsselwörter laut vorgelesen werden: Die Forscherinnen meinen, dass das Wiederfinden von Begriffen zum einen von ihrer Bedeutung und zum anderen von ihrem Klang abhängt. Dies erklärt vielleicht, wie Wörter plötzlich in Ihrem Kopf auftauchen, obwohl Sie schon aufgegeben hatten, sich daran erinnern zu wollen.
Ähnlich klingende Worte helfen...
Untersuchungen an 108 Personen zeigten, dass ähnlich klingende Schlüsselwörter den Menschen helfen, sich an entsprechende Zielwörter zu erinnern. Tatsächlich entdeckten die Forscherinnen, dass sich durch Schlüsselwörter die Erfolgsquote um etwa ein Viertel steigerte.
"Wir sind wahrscheinlich vor kurzem auf die Phonologie der Umgebung gestoßen", meint James. Eine Fernsehsendung über Kohlrabi zum Beispiel könnte jemandem helfen, die Hauptstadt von Kenia (Nairobi) in einem Kreuzworträtsel einzufügen.
Wissen kann durch Schlüssenworte nicht substituiert werden...
Dies funktioniert jedoch nur, wenn der Rätselfreund wirklich die Antwort kennt, sie aber nicht in Worte fassen kann. Psychologen erforschten lange Zeit diese "tip-of-the-tongue" (TOT)- Phasen, da sie Einblicke in den Mechanismus der Wortbildung geben. Menschen in einer TOT-Phase können häufig Einzelheiten, wie zum Beispiel die Silbenzahl des Zielwortes beschreiben, aber irgendetwas im Aufrufen des Gespeicherten verhindert das Wiederfinden der Lösung.
Wie James und Burke ebenfalls darstellen, geraten weniger Menschen in den TOT-Zustand, wenn sie vor den Fragen Schlüsselwörter hörten. Die in ihrem Test gestellten Fragen zur Allgemeinbildung waren so formuliert, dass sie die Zielwörter hervorrufen sollten. Die Testpersonen erkannten dabei nicht, dass ihnen die Schlüsselworte beim Wiederfinden der Zielwörtern halfen. "Ich dachte, dass mich die Wörterliste verwirren sollte", sagte ein Teilnehmer.
Es scheint offensichtlich, dass uns ähnliche Klänge helfen, Zielwörter zu finden. Andere TOT-Forschungen verfolgen jedoch eine entgegengesetzte "Blockierungstheorie", wonach zugänglichere Wörter mit ähnlicher Bedeutung oder ähnlichem Klang den Weg zum gewünschten Begriff versperren.
Der Psychologe Trevor Harley, der an der Dundee University in Großbritannien TOT-Zustände erforscht, ist ebenfalls der Ansicht, dass ähnlich klingende Wörter von Vorteil sein können. Er erklärt, dass einige Wörter eher als andere TOTs auslösen. Zum Beispiel hat der Begriff "corpse" eine im Englischen sehr ungewöhnliche Klangkombination und verursacht vermutlich eher ein TOT als ein alltäglicher klingendes Wort wie "rage", so Harley.
Seiner Meinung nach sind andere Faktoren, wie zum Beispiel das Alter, ebenso wichtig. Burke stimmt zu: "Verknüpfungen werden zum einen geschwächt, wenn Wörter nicht regelmäßig benutzt werden und zum anderen auch durch das Altern". Anders gesagt, um Begriffe in unserem Gehirn in vorderster Reihe und somit weg von der Zungenspitze zu halten, rät Burke: "Menschen sollten weiterhin die Sprache sprechen, lesen und Kreuzworträtsel lösen."
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