"Ich sehe es vor meinem geistigen Auge" - und in der Tat: Ihr Gehirn sieht es tatsächlich! Dieselben Neuronen, die "zünden", wenn Reize über das Auge aufgenommen werden, reagieren auch bei "bildlicher" Erinnerung an Gesichter, Objekte und ähnlichem.
Es müssen nicht die Gesichter Ihrer Lieben sein, auch völlig davon lösgelöste "gesitige Fernsehsendungen" sind durchaus möglich: Was immer im Gedächtnis gespeichert wurde und entweder als Bild oder als mit Bildern assoziierbar abgerufen werden kann, ist auch dem "inneren Auge" sichtbar. Wie das?
Ein signifikanter Anteil derselben Neuronen feuert, wenn sich Menschen an Objekte, Gesichter, Muster oder dergleichen erinnern, wie wenn sie diese Objekte tatsächlich vor Augen haben. Dies entdeckten Itzhak Fried und seine Kollegen von der University of California in Los Angeles. Die Ergebnisse ihrer Studie wurde in der aktuellen Ausgabe des Journals "nature" veröffentlicht.
Beim Sehen wie auch bei der Erinnerung feuern je nach zu verarbeitender Information unterschiedliche Neuronen - sei es ein Gesicht, eine Bildfolge oder etwa eine Landkarte. Diese nun bewiesene Tatsache könnte die langdauernde Kontroverse darüber beenden, ob der gleiche neuronale Mechanismus sowohl die Erinnerung als auch die visuelle Wahrnehmung verarbeitet: Frieds Team meint, die Ergebnisse "lassen eine gemeinsame Grundlage für die Verarbeitung der visuellen Information und der visuellen Erinnerung vermuten."
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