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Hämorrhoidenleiden: Die Volkskrankheit mit dem Tabu

20.11.2000

Hämorrhoiden sind eine Volkskrankheit. Etwa 50% aller ÖsterreicherInnen leiden darunter mindestens einmal in ihrem Leben. Bei nicht rechtzeitiger Behandlung können verschiedenste Komplikationen die Folge sein und die so gefürchtete Operation wird zum Schluß unumgänglich.

"Frauen und Männer sollten lernen, mit diesem Tabuthema umzugehen und bereits erste Beschwerden sofort zu behandeln", sagt die bekannte Dermatologin und Venerologin Univ. Prof. Dr. Sanja Schuller-Petrovic.

Dass nämlich rund ein Viertel aller Betroffenen ihre Beschwerden ignorieren und nicht behandeln, bezeichnet sie als grenzenlosen Leichtsinn. Schon erste Symptome, wie Brennen, Jucken oder Schmerzen, offensichtliche Entzündungen oder Hautreizungen im betroffenen Bereich sollten Anlaß zu einer sofortigen Behandlung mit einer Hämorrhoidensalbe oder -zäpfchen sein (z. B. Sperti, in der Apotheke). Eine derartige frühe und gezielte Behandlung, kombiniert mit sorgfältigen Hygienemaßnahmen, lässt die gereizten Venen wieder schrumpfen.

Die meisten Hämorrhoiden bilden sich bei Behandlung mit dem in Österreich meistverwendeten Sperti nach durchschnittlich einer Woche wieder zurück. Für den Erfolg zeichnen vorwiegend natürliche Inhaltsstoffe, wie Bierhefe-Dickextrakt, der die Wundheilung unterstützt und beschleunigt, sowie Haifischleberöl, das eine entzündungshemmende Wirkung hat.

"Wenn jedoch nach zwei Wochen die Symptome andauern, Blut im Stuhl sichtbar ist und Inkontinenzerscheinungen auftreten, ist eine Diagnose durch den Arzt unbedingt notwendig, um sicher zu sein, dass keine andere Krankheit dahintersteckt", betont Frau Prof. Schuller-Petrovic. "Es kann sich nämlich durchaus auch um Polypen handeln, im schlimmeren Fall sogar um ein bösartiges Karzinom! Auch Entzündungserscheinungen auf der Haut im Analbereich werden manchmal falsch interpretiert - es könnte auch Psoriasis sein. Also nicht vor der Konsultation eines Chirurgen, Dermatologen oder Internisten zurückschrecken!"

Wie kommt es zu dieser Zivilisationserkrankung?
Meist spielen verschiedene Faktoren mit: mangelnde Bewegung, zu wenig Ballaststoffaufnahme durch die Nahrung - das macht den Darm träge und es kommt zu Verstopfungen. Und wenn man dann auch noch zuwenig trinkt, wird dieser Effekt weiter verstärkt.

Die Region, in der Hämorrhoiden auftreten, ist ein komplexes Gebilde. Der Schließmuskel ist ein Schwellkörper, der die Funktion des Öffnens und Schließens hat und von zahlreichen Venen durchzogen ist. Wenn diese durch einen Stau anschwellen, sich erweitern, kommt es zu den bekannten schmerzhaften Entzündungen und in der Folge unter Umständen auch zu Thrombosen.

Die Selbstbehandlung im Frühstadium bringt aber fast immer sofortige Linderung und baldige Abheilung. Nur bei Nichtbeachtung oder größeren Komplikationen werden vom Arzt Heparinsalben mit Kortison eingesetzt. In späteren Stadien kann man Hämorrhoiden veröden (abbinden) oder operieren. Die Heilungsphase nach Operationen ist jedoch meist mit Schmerzen verbunden, so dass es allemal gescheiter ist, bei Auftreten dieser im Frühstadium harmlosen Krankheit gleich eine Hämorrhoidensalbe oder Zäpfchen einzusetzen.

Schwangere oft besonders betroffen
Die Schwangerschaft ist die häufigste Ursache für Hämorrhoiden bei jungen Frauen. Rund 54% der Schwangeren leiden darunter, vor allem in den letzten drei Monaten der Schwangerschaft, aber auch danach. Begünstigt wird dies vor allem durch das lockere Bindegewebe und durch die hormonelle Umstellung des Organismus. Die verstärkte Durchblutung des Unterleibes und venöse Stauungen bei größer werdender Gebärmutter sowie das Pressen während der Geburt fördern das noch zusätzlich.

Tipps zur Vorbeugung
Während der Behandlung durch die Hämorrhoidensalbe sollte man
- viel Obst, Gemüse und Vollkornprodukte esse, möglichst frisch und roh
- viel trinken, am besten 2 Liter stilles Wasser pro Tag
- keine Sportarten betreiben, die die Bauchorgane nach innen drücken (z.B. Joggen oder Springen)
- die Hygiene besonders ernst nehmen: gründliche Reinigung nach jedem Stuhlgang, am besten mit warmem Wasser
- keine parfümierten Seifen verwenden, sie reizen die Haut zu sehr
- bei starken Schmerzen und Juckreiz kalt abduschen und ein Sitzbad nehmen, das schafft Erleichterung.

© medizin.at/HH

 

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