Halbsulstige Kalauer sind keineswegs angebracht, dennoch ist höchst unterschiedlich, wie sich Hirnatropie im Alltagsleben auswirkt: Nach Meinung einer neuen Studie bedeutet das Auftreten eines moderaten Schwunds des Hirngewebes nicht zwangsläufig eine Einschränkung im Alltag.
Unter Hirnatropie versteht man die allmähliche, oft altersbedingte, Abnahme von Gehirnmasse. Obwohl es sich sie im eigentlichen Sinne nicht um eine Krankheit handelt, kann sich der Schwund der Hirnmasse im alltäglichen Leben deutlich auswirken.
Privatdozent Dr. Berger von der Universität Münster untersuchte die Auswirkungen von Hirnatrophie auf alltägliche Funktionen und konnte zeigen, daß die Folgen der Hirnatrophie, abhängig von der Aufgabe, unterschiedlich sind. Untersucht wurden „Basistätigkeiten“, wie Waschen oder Ankleiden und „instrumentelle Tätigkeiten“ wie Finanzen verwalten, Besuch bewirten oder Arztbesuche.
Bei den Basisaktivitäten ergaben sich keine statistisch signifikanten Beeinträchtigungen von Probanden mit Hirnschwund gegenüber solchen ohne Hirnatrophie. Bei instrumentellen Tätigkeiten, die den Intellekt fordern, zeigte sich eine deutliche Beziehung zwischen Atrophie und Hilfsbedürftigkeit. Instrumentellen
Tätigkeiten, wie Einkaufen bereitete Menschen mit Atrophie aber nicht mehr Mühe als ohne Krankheit. Berger weist darauf hin, daß Einschränkungen beim Einkauf eher auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Erkrankungen des Bewegungsapparates als auf den Hirnschwund zurückzuführen sind.
Deutlich zeigte sich, daß depressive Stimmungen von großer Bedeutung sind, wenn Hilfe benötigt wird. Ein Zusammenhang zwischen Atrophie und Depression konnte jedoch nicht sicher nachgewiesen werden. Der Radiologe sei zwar in der Lage, den Grad des Hirnschwunds anhand einer Kernspintomographie zu bestimmen, jedoch könne er nur eingeschränkte Aussagen dazu machen, wie sich eine ausgeprägte Hirnatrophie im Leben des Patienten bemerkbar macht, so Berger. Außerdem bedeute das Auftreten eines leichten oder moderaten Schwunds des Nervengewebes im Kopf nicht zwangsläufig eine Einschränkung im Alltag.
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