Um für ihre Aufgaben in der körpereigenen Abwehr gerüstet zu sein müssen Immunzellen von Zeit zu Zeit "Informationszentralen" aufsuchen. Rezeptoren an der Zelloberfläche leiten die Lymphozyten auf dieser Wanderung. Wie dieses molekulare Leitsystem funktioniert konnte ein Team von Forschern jüngst aufklären und wurde dafür mit dem Erwin-Schrödinger-Preis 2000 ausgezeichnet.
Dringen Krankheitserreger in den Körper ein, wird das Immunsystem alarmiert und machen die Eindringlinge unschädlich. Bestimmte Erreger werden bei einem erneutem Auftreten wiedererkannt und können rascher beseitigt werden. In manchen Fällen ist der Organismus sogar lebenslang davor sicher, also immun.
Die Immunzellen erwerben und erhalten ihre Fähigkeit, Krankheitserreger zu identifizieren, indem sie eine Art Trainingsprogramm absolvieren. In, über den ganzen Körper verteilten, sekundären lymphatischen Organen (Lymphknoten, Milz, Peyer'sche Platten) treffen die Zellen zusammen, um sich gegenseitig über Eindringlinge zu informieren und ihre Abwehrmaßnahmen zu koordinieren. Finden die Lymphozyten nicht zu diesen Informationszentralen, so ist die Immunreaktion schwer beeinträchtigt.
Wie dieses zielgerichtete Wanderverhalten gesteuert wird, ist von grundlegender Bedeutung für die Aufklärung der Immunantwort bei der Abwehr von Krankheitserregern und der Abstoßung von Organtransplantationen. Die Forscher entdeckten zwei Chemokin-Rezeptoren (CXCR5 und CCR7), die Immunzellen dabei behilflich sind, ihren Weg in die lymphatischen Organe zu finden. Fehlen diese Rezeptoren, ist das Wanderverhalten der Zellen gestört, was für die Abwehr von Krankheiten fatal ist. In manchen Fällen, wie nach Organtransplantation, ist eine solche Hemmung durchauserwünscht um Abstoßungsreaktionen zu vermeiden.
Die Erkenntnisse des Forschertams über die Funktionsweise der Chemokinrezeptoren können genutzt werden um Medikamente für den Einsatz bei Organtransplantationen zu entwickeln.
Geehrt wurden: Prof. Förster, Universität Erlangen-Nürnberg; Dr. Lipp, Max Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin, Berlin-Buch; Dr. Kremmer, Forschungszentrum für Umwelt und Gesundheit, Neuherberg; Prof. Wolf, Ludwig-Maximilians-Universität, München.
Benannt ist der Preis, der für interdisziplinäre Forschung vergeben wird, nach dem österreichischen Physik-Nobelpreisträger Erwin Schrödinger (1887 - 1961), der bereits 1944 die Idee eines genetischen Codes vorstellte und damit auch die Entwicklung der Biologie nachhaltig beeinflußt hat.
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