Europa dürfe sich Hoffnungen machen, 2002 zur poliofreien Region erklärt zu werden. Das erklärte Dr. Danzon, der WHO-Regionaldirektor für Europa: Der letzte Poliomyelitisfall in der Europäischen Region wurde vor nunmehr genau 2 Jahren gemeldet.
Der letzte Poliofall war 1998, bei einem 2jährigen, nicht geimpften, Jungen in der Osttürkei aufgetreten. Für diesen Erfolg seien die Impfkampagnen, die unter der
Bezeichnung MECACAR laufen und alle Risikoländer der WHO-Regionen
Europa und Östliches Mittelmeer umfassen, verantwortlich. Seit 1995 werden im Zuge dieser Kampagnen jährlich bis zu 65 Millionen Kinder gegen Kinderlähmung geimpft, wobei das Impfpersonal in Risikogebieten, z.B. in der Türkei, praktisch von Haus zu Haus ging, um die Massenimpfungen durchzuführen.
Dr. Wassilak, medizinischer Referent im WHO-Programm zur Ausrottung der Poliomyelitis in Europa: "Damit wir sicher sein können, daß keine Polioviren ,still' zirkulieren, d.h. ohne daß Kinder gelähmt werden, dürfen wir als Region mindestens drei Jahre lang mit einer außerordentlich guten Überwachung keine gemeldeten Fälle von Poliomyelitis mehr haben. Diese Suche bedeutet, daß alle Kinder mit neuen Lähmungserscheinungen zumindest in allen mittel- und
osteuropäischen und zentralasiatischen Ländern untersucht und auf
Polioviren getestet werden sollten."
Bevor eine Region für poliofrei erklärt werden kann, muß aber auch die sichere Lagerung oder Vernichtung von Poliowildviren in Laboratorien sichergestellt sein.
Da in vielen Ländern noch Poliowildviren existieren und aufgrund des Reiseverkehrs, bleibt das Risiko der erneuten Einschleppung hoch. Polioviren können innerhalb von Stunden wieder in ein Land eingeschleppt werden, wie 1996 in Frankreich, 1998 in China und 1999 in Syrien nachgewiesen. Heuer wurden bisher weltweit 1590 Poliofälle gemeldet, 1999 waren es noch 7142.
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