Ist es mangelndes Vertrauen in die Berufsgenossen, Einsicht in die auch für Ärztekörper geltenden Grenzen der Medizin oder schlicht Nachlässigkeit? Ein Drittel der am University School of Medicine graduierten Ärzte gehen praktisch nie zum Arzt...
"Allerdings", so schränkt Studienleiter DDr. Michael J. Klag ein, "haben diese Ergebnisse nur für die befragten - alle ehemalige Angehörige der Johns Hopkins - Ärzte Geltung und können nicht auf die Allgemeniheit übertragen werden". Dennoch ist es durchaus von Interesse, daß mehr als ein Drittel der allen Fachrichtungen entstammenden Studienpopulation regelmäßige Gesundheitskontrolle unterläßt bzw. sich auf eigene Diagnosen und Therapien verläßt.
Ihre Erklärungen dazu sind unterschiedlich: "Gesundheit ist ohnehin Glückssache" sagten die einen, "man kann das selbst in die Hand nehmen" die anderen... Unter den 915 befragten graduierten Medizinern - übrigens mehrheitlich männlichen Geschlechts (92%) und durchschnittlich im Alter von 61 Jahren - nehmen allerdings insgesamt mehr Teilnehmer medizinische Hilfe und Vorsorgemaßnahmen in Anspruch als die Bevölkerung: Insoferne "tun Ärzte auch das, was sie predigen", wie Klag meint.
Vor allem Internisten neigen zu Selbstbehandlung, Pathologen suchten am seltensten ärtzliche Beratung, Psychiater hingegen am regelmäßigsten. Auch die familiäre Krankengeschichte hatte keinen Einfluß auf die persönlichen Einstellungen der Befragten. Vor allem der insgesamt recht hohe Anteil jener, die meinten, daß Gesundheit Glück oder Fremdbestimmung sei, trage nicht gerade zur positiven Bewußtseinsbildung der Öffentlichkeit bei, mahnt Klag.
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