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Bericht: Welt-AIDS-Tag: Epidemie ohne Grenzen

01.12.2000

"In Osteuropa explodiert die HIV-Epidemie": Die mahnenden Worte des Vorsitzenden der Deutschen AIDS-Gesellschaft anlässlich des heutigen Welt-AIDS-Tages gelten nicht nur dem traurigen Rekord der AIDS-Ausbreitung vor allem in Staaten der Dritten Welt.

"Wir müssen Grenzen überwinden, das Virus tut es ständig" mahnt Prof. Dr. Norbert Brockmeyer von der Klinik für Dermatologie und Allergologie am St. Josef-Hospital, Klinikum der Ruhr-Universität Bochum. AIDS beschränke sich nicht nur auf die Entwicklungsländer. Besonders die dramatische epidemische Gefahr des Virus in Osteuropa stelle eine der großen medizinischen Herausforderungen auch im neuen Jahrtausend dar.

Kein Exklusivproblem der 3. Welt
Kein Grund für Europäer, sich in Sicherheit zu wähnen: Weder Abschottung noch Ingnoranz können die ungebrochene Ausbreitungskraft des Virus von den vermeintlich sicheren Industriestaaten abhalten: "Derzeit werden noch die HIV-Zahlen in Afrika als abschreckende Mahnung in der Welt verbreitet. Dabei übersehen wir aber, dass vor unseren eigenen Haustür, nämlich in Osteuropa, die HIV-Epidemie explodiert", so Brockmeyer.

Vor sozioökonomischer Katastrophe
Bislang ist es nur einer Handvoll Staaten gelungen, die Ausbreitung von AIDS dergestalt einzudämmen, daß zumindest die Neuinfektionszahl unter der des Vorjahres liegt: Uganda etwa zählt zu den wenigen Länder der Dritten Welt , die Präventionsmaßnahmen mit Erfolg einführen konnten - die Mehrzal der besonders betroffenen Staaten sieht sich vor einer sozioökonomischen Katastrophe: Besonders der jüngere Teil der Bevölkerung - durch das Virus signifikant dezimiert - wird mittelfristig nicht zu Bruttosozialprodukt, aber auch nicht zu gesellschaftlicher Progression beitragen können.

Im Jahr 2000 starben 3 Millionen Menschen an AIDS, rund 5.3 Millionen Neuinfizierte ließen die Gesamtanzahl der HIV-Träger auf 36,1 Millionen absteigen: Nicht nur soziale Not, auch politische Ignoranz und Strategielosigkeit sind der Grund dafür.

Osteuropa muß unterstützt werden
In den neuen unabhängigen Ländern Osteuropas waren 1999 420.000 Menschen infiziert, 2000 wird sich diese zahl nahezu verdoppelt haben: geschätzte 700.000 Menschen tragen das Virus in sich - und geben es weiter: Russland etwa zählte im letzten Jahr 50.000 Neuinfektionen. "Hier gilt es von unserer Seite, Unterstützung bei der Prävention und auch bei der Versorgung dieser Menschen zu geben", so Brockmeyer. "Sollte es uns nicht gelingen, die HIV-Infektionen in den osteuropäischen Ländern einzudämmen, werden wir sie aufgrund der Reisetätigkeit und anderer Faktoren reimportieren."

Grenzen überwinden
Der 8. Deutsche Aids-Kongress, der unter dem Motto steht "Grenzen überwinden" wird gerade die Problematik der HIV-Infektion in Osteuropa an einem ganzen Tag aufgreifen und Forscher und Betroffene aus diesen Ländern zusammenführen, um Probleme sichtbar zu machen und Lösungsansätze zu formulieren.

Neben der Prävention ergibt sich auch die Frage, wie können die gut wirksamen Medikamente, insbesondere neue Medikamente mit neuen Wirkmechanismen wie z. B. Fusionsinhibitoren, die den Eintritt des Virus in die Zelle und somit die Infektion verhindern, den Infizierten in Osteuropa zugänglich gemacht werden? Die Probleme um die HIV-Infektion werden uns auch in den nächsten Jahren begleiten und zunehmend fordern. Der 8. Deutsche AIDS-Kongress vom 4.-7.Juli 2001 wird diese Fragen aufgreifen und versuchen, Antworten zu geben.

© medizin.at

 

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