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Welt-AIDS-Tag: Prävention für Drogenanhängige in Russland

01.12.2000

Ohne groß angelegte Präventionsprogramme wird die Aids-Epidemie unter Drogenabhängigen in Russland bis zum Ende des Jahres 2002 stark zunehmen. Über sexuelle Kontakte kann die Epidemie leicht auf die allgemeine Bevölkerung übergreifen. Die Organisation ÄRZTE OHNE GRENZEN ruft daher anlässlich des Welt-Aids-Tages zu umfassenden Präventionsprogrammen auf, die von der russischen Regierung und der internationalen Gemeinschaft unterstützt werden müssen.

Im Jahr 2000 wurden mehr HIV-Infektionen in Russland registriert als in den zehn Jahren zuvor. Offiziell ist die Zahl der HIV-Infizierten von 1000 im Jahr 1995 auf 69120 im Jahr 20001 gestiegen. Die Weltgesundheitsorganisation und UNAIDS befürchten, dass die Dunkelziffer fünf bis zehnmal höher liegt und sich etwa eine halbe Million Menschen bereits mit dem Virus angesteckt haben. Etwa 80 Prozent der Infizierten sind Fixer, die sich über die gemeinsame Nutzung des Spritzbestecks infiziert haben. Diese Drogenabhängigen repräsentieren Millionen von jungen und sexuell aktiven Menschen in Russland.

"In den nächsten Jahren wird sich der HI-Virus durch sexuelle Übertragung unter der russischen Jugend rasch ausbreiten", warnt Wim Landmann, medizinischer Koordinator der Aids-Programme in Russland. "Jahrelang haben wir klare Anzeichen für Risikoverhalten festgestellt, das sich vor allem durch die drastische Zunahme von Geschlechtskrankheiten zeigt. Unbehandelt erhöhen sie das Risiko der HIV-Übertragung", so Landmann. Zwischen 1990 und 1998 hat Syphilis in Russland um das 50fache zugenommen. ÄRZTE OHNE GRENZEN ruft daher zu sofortigen umfassenden Präventionsprogrammen auf.

ÄRZTE OHNE GRENZEN arbeitet seit 1996 mit russischen Behörden und Nichtregierungsorganisationen in Sachen Aidsaufklärung. Unter anderem wurden 200 Gesundheitsexperten aus 60 Städten in Präventionsmethoden unterrichtet. Als Folge laufen derzeit Präventionsprogramme für Drogenbenutzer in 35 russischen Städten.

"Als wir versuchten, russische Ärzte davon zu überzeugen, sich mit Drogenbenutzern auf der Straße zu unterhalten, ist uns jede Menge Skepsis begegnet", erinnert sich Urban Weber, Projektkoordinator in Moskau. "Aber wenn sie erkennen, wie Prävention in anderen europäischen Staaten geholfen hat, siegt meist ihr Pragmatismus. Sie sind bereit dazu, präventiv zu arbeiten, aber sie brauchen dringend die finanzielle Unterstützung der russischen Regierung und der internationalen Gemeinschaft."

© medizin.at / MSF

 

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