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Bericht: Impfung gegen Ebola!

01.12.2000

Obwohl andere Erreger mehr Opfer fordern, zählt Ebola zu den meistgefürchteten Viren. Dies liegt an der hohen Infektiosität, den erschreckenden Symptomen und der Sterblichkeitsrate von bis zu 90% bei sehr kurzem Krankheitsverlauf.

In der aktuellen Ausgabe von "Nature" stellen nun Forscher des "National Institute of Health" den ersten Impfstoff vor, der eine Ebolainfektion bei Affen verhindert. Es handelt sich damit um das erste Primatenmodell eines Immunschutzes gegen Ebola. Ein Impfstoff für Menschen rückt damit in greifbare Nähe.

Schrecklich und noch immer nicht behandelbar
Seit der ersten dokumentierten Isolierung des Ebola-Virus 1976 bis heute existiert keine wirksame Behandlung: "Die Ärzte waren bislang völlig hilflos gegen das Ebola-Virus. Wir wußten nicht, ob eine Immunität gegen das Virus existiert oder welche Teile des Immunsystems wichtig sind. Unsere Studie zeigt, daß Tiere einen Schutz gegen das Virus aufbauen können und wir können das Wissen verwenden, um Imstoffe und Therapien für Menschen gegen Ebola und ähnliche Viren zu entwickeln", erklärt Dr. Nabel vom NIH.

Durch den schnellen, tödlichen Verlauf einer Infektion mit dem Ebola-Virus bleibt dem Immunsystem praktisch keine Zeit, zu reagieren. Die Opfer leiden an starken Schmerzen, hohem Fieber und starken inneren Blutungen.

Das schwierige Virus schlummert unbekannterorts...
Trotz der wiederkehrenden Epidemien ist noch nicht bekannt, wo das Virus zwischen den Ausbrüchen "schlummert". Zudem gilt Ebola als schwieriges Virus: "Da verfügbare antivirale Medikamente keinen nachweisbaren Effekt darauf haben und wir seine natürlichen Reservoirs nicht kennen, bleibt eine ökologische Kontrolle derzeit unmöglich". So etwa war der Zaire-Stamm vor der Epidemie 1995 letztmals im Jahr 1976 aufgetaucht, hielt sich also 19 Jahre lang verborgen. Dennoch ergaben genetisch Untersuchnungen, daß der Virusstamm unverändert geblieben war.

Ein Impfstoff ist daher die größte Hoffnung um Menschen vor der Infektion zu schützen. Diese Studie bringt uns diesem Ziel einen großen Schritt näher", erklärt Dr. Fauci, Direktor des "National Institute of Allergy and Infectious Diseases".

Nabel und ein anderes Forscherteam konnten bereits - unabhängig voneinander - zeigen, daß ein DNA-Vakzin Mäuse und Meerschweinchen vor einer speziell für Nagetiere tödlichen Virusvariante schützt. Ein Impfstoff für Menschen müßte aber gegen 3 bekannte, tödliche Virusstämme schützen, die nach dem Ort ihres ersten Auftretens benannt sind - Zaire, Sudan und Elfenbeinküste.

Dabei erweist sich der Zaire-Stamm als besondere Bedrohung: Er forderte mit einer Sterblichkeitsrate von 90% die bislang meisten Todesopfer. In Uganda hingegen, wo sich bei einer seit Ende September 2000 wütenden Ebola-Epidemie bis dato 354 Personen infizierten, verstarben 140 an der Erkrankung. Das entspricht einer vergleichsweise niedrigen Sterblichkeitsrate von 40%. Hierbei handelte es sich um einen dem Sudan-Stamm sehr ähnlichen Virusstamm. Jener weist dagegen eine Mortalität von 50-70% auf.

Vakzin-"Booster" per Gentaxi
Um sicherzustellen, daß eine Multi-strain Impfung die Immunantwort auf den Zairestamm nicht abschwächt, kombinierten Sullivan und Nabel Oberflächenproteine aller 3 Stämme und verglichen den neuen Impfstoff mit einem Vakzin, das Meerschweinchen erfolgreich gegen den Zairestamm geschützt hatte. Dabei konnte der neue Impfstoff eine gleichwertige Immunantwort hervorrufen.

Um die Wirkung weiter zu verstärken entwickelten Nabel und Sullivan einen "Booster", indem sie in die DNA eines abgeschwächten Adenovirus Ebola-Virusprotein vom Zairestamm einschleusten. Adenoviren erregen normalerweise Infektionen der Atemwege. Die abgeschwächte Form dringt in die Zellen ein, ohne sich zu vermehren oder eine Erkrankung auszulösen. Dieses Verfahren wurde bei Mäusen schon öfter angewandt, um die Immunantwort zu verstärken.

Vor dem Humanimpfstoff?
Die Forscher impften 4 Affen mit dem Vakkzin und dem "Booster" und 4 Tiere mit einem Placebo. Danach erhielten die Tiere eine tödliche Dosis des Ebola-Zaire-Virus. 3 der immunisierten Affen zeigten keinerlei Anzeichen einer Infektion, bei einem Tier waren für die Dauer einer Woche Viren im Blut nachweisbar. Auch nach 6 Monaten waren alle 4 Tiere symptomfrei, es waren keine Viren im Blut nachzuweisen.

"Natürlich müssen wir den Impfstoff mit allen 3 Stämmen testen, wir haben aber auch genauer zu überprüfen, wie die Immunantwort, die durch den Impfstoff hervorgerufem wird, funktioniert, damit wir erfahren, was für den Schutz benötigt wird", erläutert Sullivan.

Durch das Studium der Schutzmechanismen, die durch diese Impfstoffe aktiviert werden, können die Forscher feststellen, welche Kombination von Antikörpern, Helfer- und Killerzellen die Affen vor der Infektion schützt. Mit diesen Erkenntnissen hoffen die Forscher einen Impfstoff für Menschen entwickeln zu können.

Zum Thema Ebola bereits in medizin.at berichtet:


Expertentagung über Filoviren
http://www.medizin.at/news/pubartikel.asp?id=2402

Der Lebenszyklus des Ebola-Virus
http://www.medizin.at/news/pubartikel.asp?id=2298

Neues Jahrhundert - neue Bedrohungen
http://www.medizin.at/news/pubartikel.asp?id=1421

Hämorrhagisches Fieber: Auch bakterielle Ursache möglich
http://www.medizin.at/news/pubartikel.asp?id=10

© medizin.at

 

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